Ettlingen
in Baden, den 28. Dezember 1914
Geehrter Herr Pfarrer!
Ich habe heute
Ihre werte Weihnachtskarte erhalten vom 7. Dez., die mich
sehr erfreute. Ich möchte Euch zu wissen tun, daß
ich nicht mehr in Frankreich bin. Wir wurden mit der Eisenbahn
von Invor weggefahren am 21. und kamen am 22. früh sieben
Uhr in Ettlingen in Baden an. Wir kamen in die neue Kaserne,
welche als Unteroffizierschule gebaut ist. Am Donnerstag schmückten
wir ein Christbäumchen wunderschön mit Äpfel,
Nüsse, Christbaumschmuck. Abends war in einem Saal für
250 Mann Weihnachtsbescherung. Wir sangen die Weihnachtslieder
und ein katholischer Pfarrer hielt eine Ansprache. Dann bekam
ich ein Taschentuch, Äpfel, Butterzeug, Zigarren, Handschuhe
und Notizbuch.
Meine Gesundheit
macht Gott Lob und Dank gut fort, aber nach Hause komme ich
nicht so schnell. Meine Erholung wird noch lange dauern, bis
ich wieder kräftig bin. Ich bin jetzt, da wir ein so
gutes Heim haben, in fröhlichster Stimmung.
Die Karte kam nach
Frankreich und ich nach Deutschland. Die besten Grüße
und Glückwünsche zum neuen Jahre an alle Bekannten
und meine Familie
Grüßt
Euch und wünscht Euch ein
glückliches Neujahr
Simon Höfling
zur Zeit in Ettlingen
in Baden
Reservelazarett
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