13. März 1915 Feldpostbrief von Andreas Rupp
 
 
 
 
 
     
 
         
   

Metz, den 13. März 15

Lieber Herr Pfarrer!

Hiermit sende ich Ihnen einen Brief aus Metz, nehmt ihn auf mit Freuden als Gruß von einem Landwehrmann von der Gemeinde. Schon manches habe ich erfahren vom Ernst des Lebens, doch die Treue unseres Gottes ist bei uns, auch im Feindesland. Schon manchem von unseren Kameraden, welcher zuvor nichts geglaubt und wenig gebetet hat, wird jetzt auch ein Licht aufgehen draußen im Schützengraben. Da wird mancher Gott anrufen. Wir sollen uns mit Leib und Seele Gott übergeben, so werden wir wohl geborgen sein. Sein Engel der Getreuen macht meine Feinde Schauer, ja wenn alles bricht und fällt, dennoch seine Hand mich hält.

Es sehnt sich jetzt alles nach Frieden, doch wir müssen eben warten, bis seine Stunde schlägt. Ein zu schneller Sieg würde unser Volk nur überheblich, nur stolz gemacht haben. Denn nur dem Demütigen kann er Gnade geben, wir müssen auch Gott vor Augen haben im Feindesland. Wir dürfen niemandem unrecht tun, denn wir nehmen nichts mit hinüber in die Ewigkeit als die Schuld, die wir getan haben. Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen. Der uns am Leib bewahren kann, daß wir keinen Schaden nehmen, der kann auch unsere Seele bewahren, daß sie nicht Schaden nimmt. Wenn wir uns Ihm so übergeben mit Leib und Seele, so kann es kommen, wie es will, es muß uns zum Besten dienen, denn die Gott lieben, müssen alle Dinge zum Besten dienen. Ja das Warten der Gerechten wird Freude werden.

Mir geht es in Metz ganz gut und bin Gott sei Dank immer gesund, so daß ich mit Freuden meine Arbeit verrichten kann. Lieber Herr Pfarrer, ich mache meinen herzlichen Dank für das Paket, welches Sie mir schon längere Zeit geschickt haben, und ich mich noch nicht dafür bedankte. Ich habe Ihnen schon zwei Briefe geschrieben, welche ich wieder zurückbekommen habe.

Lieber Herr Pfarrer, ich sehne mich auch schon lange nach Frieden, daß ich wieder hinziehen könnte in die Heimat und Ihre schöne Predigt wieder mit anhören könnte. In Metz kann man selten einmal zum Gottesdienst gehen, weil man auch Sonntag von der Arbeit nicht wegbleiben soll. Unter vielen Grüßen schließe ich mein Schreiben, indem ich den Herrn Pfarrer mit seiner Familie gute Gesundheit wünsche.

Auf ein baldiges Wiedersehen freut sich Andreas Rupp, Landwehrmann von Meiersberg.

   
         
 
     
 
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