6. Dezember 1915 Feldpostbrief von Michael Büttner
 
 
 
 
 
 
 
 
     
 
         
   

Geschrieben den 6. 12. 15.

Geehrter Herr Pfarrer!

Möchte Ihnen mitteilen, daß ich Ihr Paket erhalten habe. Ich danke Ihnen bestens dafür. Wir waren gerade in Ruhe als ich es erhalten habe. Ich bin noch gesund, hoffe dasselbe auch von Ihnen. Wir haben ja schon schlechte Zeiten gehabt. Anfangs Oktober sind wir von unserer Stellung in welcher wir schon über ein Jahr waren, abgelöst worden. Wir sind dann in die Bahn eingeladen worden und sind in die Champagne gekommen. Da war zuvor der große Angriff von den Franzosen. Aber dort haben wir sehr viel aushalten müssen, denn ein solches Artillerie- und Minenfeuer haben wir fast das ganze Jahr noch nicht gehört. Da haben wir freilich sehr viele Verluste gehabt und die meisten Toten haben wir durch unsere eigenen Artillerien gehabt, denn die Preußen haben fast alle Tag in unsere eigenen Gräben geschossen. Dort waren wir ungefähr drei Wochen, dann sind wir abgelöst worden und sind nach Neuville gekommen. Da waren wir vierzehn Tage, haben alle Tage exerzieren müssen. Vor dort sind wir mit der Bahn nach Sedan gefahren in die Badeanstalt, haben auch die Gräber von 1870 gesehen. Das ist interessant zum Anschauen. Von Neuville sind wir nach Ammencourt gekommen und von dort in die Stellung. Das ist 6 km vor Reims. Wir sind aber schon wieder marschbereit, wo wir jetzt hinkommen, wissen wir nicht, wir vermuten, daß wir nach Serbien kommen können.
Ich schließe mein Schreiben in der Hoffnung auf baldiges Wiedersehen.

Hochachtungsvoll
grüßt Ihnen

Mich. Büttner.

   
         
 
     
 
zurück zum Feldpostverzeichnis