30. Juli 1916 Feldpostbrief von U. Offz. Löslein
 
 
 
 
 
 
 
 
     
 
         
   

Den 30. 7. 16.

Werter Herr Pfarrer!

Die Zeit erlaubt es Ihnen ein Brieflein aus fremden Lande zu schreiben, ich bin Gottlob noch gesund und munter, was ich auch von Ihnen nebst Frau und Kindern hoffe und wünsche. Ich bin bei 2 alten Leuten einquartiert, sie sind sehr liebenswürdig gegen mich. Ich bezweifle es, ob eine Familie bei uns so liebenswürdig ist, wenn so lang fremde Soldaten da sind, sie fügen sich geduldig in ihr Schicksal. Die bedauern mich sehr denn die müssen stark an dem schrecklichen Krieg darunter leiden, alles was sie brauchen kostet sehr viel Geld und alles von Amerika. Die haben von Frankreich gar nichts als das wenige Gemüse, das ist nicht viel, das kann man sich denken wo so viel Militär da ist. Die Gegend hier ist sehr schön, das Gebäude ist eben und eine Ortschaft an der andern. Die Häuser sind alle von Backsteinen gebaut. Es tut mir leid, dass ich Ihnen die Namen der Ortschaften nicht angeben darf, es ist halt verboten. Warum das weiß Herr Pfarrer auch.
Vielleicht wenn Gotteswille ist darf ich in die liebe Heimat zurückkehren. Dann kann man über alles sprechen.
W. K. Pfr. den Friedhof sieht man wo voriges Jahr am Oktober November so schwer drum gekämpft worden ist. Ich glaube, dass da oben von unsern Landsleuten noch wenig gewesen sind. Ich könnte mir an kein erinnern und hoffe endlich haben wir diesmal wo so viele da sind auch das große Glück dass keiner von uns Kriegern hier im fremden Land und fremder Erde sein Leben lassen muß und in fremde Erde kaufen(?ruhen). Sollte ich das traurige Los haben so hat es unser himmlischer Vater gewollt. Was Gott will können wir nicht ändern.
Was Gott tut das ist wohlgetan,
es bleibt gerecht sein Wille,
wie er fängt meine Sachen an
will ich ihm halten stille.
Er ist mein Gott
der in der Not
mich stets weiß zu erhalten,
drum laß ich ihn nur walten.
Das ist mein Wahlspruch, der wird das beste sein.
Werter H. Pfarrer, nur manche möchte ich da draußen dabei haben, die vor Wollust daheim nicht wissen was sie angeben sollen. Es wäre für manchen gut und schadet manchen nicht, unsere Leute die sollen zufrieden sein, die meisten wissen gar nicht wie reich und glücklich sie leben können.
Für heute will ich schließen und hoffe einen baldigen Frieden und ein fröhliches gesundes Wiedersehn und grüße Sie nebst Frau und Kinder tausendmal
erg. U Offz Löslein

Auch grüße ich die ganze (Pfarr?)Gemeinde und wünsche ihr Gottes Segen.

   
         
 
     
 
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