17. Dezember 1916 Feldpostbrief von Michael Löslein
 
 
 
 
 
 
 
 
     
 
         
   

Lager den 17. 12. 16.

Sehr geehrter Herr Pfarrer!

Vor einigen Tagen gelangte ein Paketchen von der Pfarrgemeinde Kirchfarrnbach in meinen Besitz, es bereitete mir unaussprechliche Freude. Ist es doch ein lieber Weihnachtsgruß aus der teueren Heimat, spreche Ihnen, sowie der verehrlichen Pfarrgemeinde meinen herzlichsten Dank aus. Die Schokolade schmeckte mir vortrefflich. Für Süßigkeiten sind die Feldgrauen immer zu haben. Eine besondere Seltenheit in meiner täglichen Kost bildete der beigelegte Bauernseufzer. Bekämen wir solche öfters zu essen, so würden wir den Engländern eher zum Frieden geneigt machen. Briefpapier konnte auch gut gebrauchen.
Besondere Freude habe ich an dem kleinen Büchlein! Denn neben der leiblichen Nahrung und dem täglichen Einerlei hat man geistige Anregung und Zerstreuung sehr nötig. Der geistliche Inhalt läßt mich gar oft die rauhe Wirklichkeit vergessen.

Zur Zeit werde ich am deutschen Masch. Gewehr ausgebildet, werde wahrscheinlich später einer Maschinengewehr-Abteilung zugewiesen werden. Die Ausbildung geht mir ziemlich leicht und ich habe große Freude daran! Etwas schöner als bei der Inftr. ist es doch.

Freilich wäre es besser, wenn wir das alles nicht mehr nötig hätten und doch bald mit Gottes Hilfe ein baldiges Ende dieses schrecklichen Krieges herbeigeführt würde. Will sehen, was unsere Feinde zum Friedensangebot des Kaisers sagen. Werden sie darauf eingehn? Was denken Sie darüber? Neues über den Krieg kann ich nicht schreiben. Da wissen Sie zu Hause mehr denn wir.

Mir geht es soweit noch gut. Ich bin gesund und das ist die Hauptsache. Hoffe, daß es bei Ihnen auch der Fall sein wird.

Wünsche Ihnen, sowie Ihrer lieben Familie recht gesunde und fröhliche Weihnachten und füge auch gleich meine besten Wünsche zum neuen Jahr bei. Möge 1917. das Friedensjahr werden.

Zum Schluß grüße ich Sie mit
aller Hochachtung
Ihr
Michael Löslein.

   
         
 
     
 
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