26. Dezember 1916 Feldpostbrief von Michael Schwab
 
 
 
 
 
 
 
 
     
 
         
    Colozswar, Ungarn den 26. XII. 1916.

Sehr geehrter Herr Pfarrer!

Es tut mir sehr leid, daß ich so lange nichts von mir habe hören lassen können. Ich war sobald ich an Ort und Stelle kam mit 60 Kameraden eingeteilt zur Reserve zum 3. Batl. R.I.6 und mußten noch vor fast bis an die Stellung. Wir konnten da bloß und frei nur die Adresse an unsere Eltern schreiben. Von da an war die Post für die ganze Division gesperrt, weil die Division abgelöst und nach Rumänien verschoben wurde.Unser Regiment wurde bataillonsweise abgelöst, so wurde das 3. Bataillon zuletzt bei welchem wir waren bis anfangs November, da kamen wir neulich zum 2. Bataillon zur 5. Kompanie.

Am 5. November mußten wir vorgehen ohne Tornister mit Sturmgepäck. Wir waren immer Reserve in zweiter Stellung am 10. kamen wir wieder in vorderste Stellung. Dieser Tag verlief außer Artilleriefeuer ganz ruhig. In der Nacht wurden wir abgelöst und mußten weiter marschieren bis an einen anderen Berg auf welchem ich verwundet wurde. Es war am 11. November als ich auf der Höhe 1327 verwundet wurde.

Ein Infanteriegeschoß hat mir im linken Oberschenkel einen Fleischschuß und am rechten Oberschenkel einen Knochenbruch beigebracht. Die Kugel steckt noch im Oberschenkel und ich denke sie bleibt drinnen.
Ich bin am 3.XII. operiert worden; da wurde mir ein Nagel unterhalb des Knies eingeschnitten, welcher den Knochen im Oberschenkel ausziehen muß. Der Knochen ist gespalten und nicht direkt abgebrochen, dafür wird auch die Heilung längere Zeit dauern. Die Wunden sind bis jetzt zugeheilt und werden hoffentlich nicht mehr aufbrechen. Das Bein ist aufgehängt und es zieht ein schweres Gewicht dran.

Sehr geehrter Herr Pfarrer“

Erlaube mir Ihnen mitzuteilen, daß ich am 22. von Ihnen einen sehr wertvollen Brief erhalten habe. Sehr erfreut war ich über das Trostblatt, auch der Weihnachtsgruß und der Kalender von der Heimat bieten mir sehr große Freude. Ich spreche Ihnen von Herzen meinen heimatverbindlichsten Dank aus. Die Weihnachtsfeier bereitete und trotz Schmerzen immer noch große Freude; denn in unserem Zimmer wurde ein großer Christbaum aufgehängt und am Abend spielte am Harmonium
Die Schulkinder haben in ungarischer Sprache Weihnachtslieder gesungen. Ein katholischer Herr Pfarrer hielt eine Ansprache auch in ungarischer Sprache. Hernach hielt ein protestantischer Herr Pfarrer eine herzeindringende Predigt in deutscher Sprache. Wie wohl wie glücklich fühlt man sich, wenn man nach langer Zeit wieder eine deutsche Predigt hört. Dieser Herr Pfarrer kommt öfters in das Lazarett und erkundigt sich öfters nach den Protestanten.
Im Felde hatte ich auch einmal das Glück, einen Feldgottesdienst anzuhören und habe auch da die Beichte empfangen und das heilige Abendmahl genießen können.

Dieser Geistliche war Herr Pfarrer Götz aus Tübach bei Neustadt an der Aisch. In bin gesund und sehe mit Freuden der Genesung entgegen. Es wird vielleicht Mitte Januar werden, bis ich transportfähig werde und nach Deutschland komme.

Weil ich mit einem Weihnachtsgruß verspätet bin gratuliere ich Ihnen ein glücklich gesundes gesegnetes neues Jahr.

Indem ich von Euer Hochwürden gerne ein Schreiben gewärtige, bin ich mit dankergebener
Michael Schwab.

   
         
 
     
 
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