19. Januar 1917 Feldpostbrief von Andreas Kaufmann
 
 
 
 
 
 
 
 
     
 
         
   

Campina d 19. I. 17

Wohlgeboren Herrn Pfarrer in Kirchfarrnbach.

Ich erlaube mir an Ihnen ein paar Zeilen zu schreiben. Da ich schwer krank war, konnte ich nicht eher schreiben, was ich ja meiner Frau verheimlicht habe. Doch da ich jetzt wieder so ziemlich gesund bin, macht es ja nichts mehr.

Ich bin oft wie durch ein Wunder unverletzt aus den schweren Gefechten herausgekommen, oft allein von der Gruppe. Ich muß unbedingt sagen, es ist eine höhere Hand über mir gewesen, welche mich beschützte. Wir sind am 11. November bis 19. November auf 32 Mann zusammengeschmolzen. Es waren schwere Kämpfe. Am 19. November wurde ich verschüttet und lag 8 Stunden bewußtlos, hatte von da alle 14 Tage eine andre Adresse und folgedessen nichts mehr von zu Hause erhalten. Es ist heute der erste Brief von meiner Frau in meine Hände gekommen nach 2 ½ Monaten.

Es hat mir meine Frau geschrieben, daß Sie mir auf Weihnachten eine Liebesgabe zuschickten, was ich leider nicht erhalten habe. Es ist eben die Post durch Ungarn sehr schlecht, auch der Wechsel meiner Adresse wird noch viel dazu beigetragen haben. Bin Ihnen jedoch sehr dankbar, das ist so gut als wenn ich es bekommen hätte. Vielleicht ist es mir möglich, bald einmal in Urlaub gehen zu dürfen. Auch hoffe ich, daß es meiner Familie doch so ziemlich erträglich geht wie mir meine Frau schreibt. Ich schließe mit
aller Hochachtung und grüße

And. Kaufmann

Genesung Kompagnie Campina
Feldpoststation 207. Plonstin
Rumänien

   
         
 
     
 
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