14. Sonntag nach Trinit., den 1.
Sept. 1918
Ein
neues Blutopfer haben die schweren Kämpfe
der letzten Monate aus der Mitte unserer Gemeinde
gefordert: der ehemalige Dienstknecht Konrad Krauß
von hier (Hirschneuses) wird nicht mehr in die
Heimat zurückkehren.
Derselbe
wurde am 9. Oktober 1897 zu Hirschneuses als Sohn
des verstorbenen Schneidermeisters Georg Krauß
und dessen Ehefrau Rosina, geb. Boschet geboren.
Ehe an ihn der Einberufungsbefehl erging, stand
er in Kirchfarrnbach in Dienst. Von da aus kam
er im Mai 1916 als Infanterist zu dem in Fürth
liegenden 21. Inf. Regiment, woselbst er bis Spätherbst
verblieb.
Am
1. Nov. 1916 zog er ins Feld, wo er dem an der
Ostfront im Kampfe gegen Rußland an der
rumänischen Grenze im Gyerga-Gebirge stehenden
6. bayer. Res. Inf. Reg. zugeteilt wurde. Hier
gehörte er der 6. Kompanie an. Im Frühjahr
1917 kam sein Regiment nach dem Westen und wurde
hier in Flandern im Kampfe gegen die Engländer
eingesetzt. Ebenso nahm er in der gleichen Gegend
an den Abwehrkämpfen des letztgenannten Jahres
teil. Bald darauf kehrte er wegen Krankheit in
die Heimat zurück. Während seines Aufenthaltes
in der Heimat mußte er am 5. Dez. 1917 seinen
Vater zu Grabe tragen.
Nicht
lange dauerte es, und es erging an ihn von neuem
der Ruf ins Feld: es war dies am 6. Jan. 1918.
Wieder sehen wir ihn bei seinem früheren
Regiment, welches in jener Zeit in Lothringen
in Ruhe lag. Zu neuen Kämpfen kam es für
ihn erst mit dem Aufleben der diesjährigen
Frühjahrsoffensive im Mai. Unversehrt durfte
er aus diesen Kämpfen hervorgehen. Nach kurzer
Ruhe stand Ende Juni sein Regiment wieder mit
in vorderster Reihe am Oureg-Fluß südlich
von Soissons. Hier bei Neuilly ist es gewesen,
wo vormittags 9 Uhr am 18. Juli ein Granatschuß
seinem Leben ein frühzeitiges Ende bereitete.
Leider konnte seine Leiche durch kameradschaftliche
Hände nicht geborgen werden. Sie mußte
dem nachdrängenden Feinde überlassen
werden.
Die
Todesanzeige aus dem Feld besagt, daß mit
ihm die Kompanie einen tapferen und pflichttreuen
Kameraden verloren hat, der die Verleihung des
Eisernen Kreuzes 2. Klasse leider nicht mehr erleben
durfte. Sein Alter beläuft sich auf 20 Jahre,
9 Monate, 9 Tage. Mehr noch haben an ihm seine
Angehörigen verloren, besonders die schwergeprüfte
Mutter und seine beiden Brüder, die ebenfalls
am Kriege teilnahmen und als Kriegsbeschädigte
in der Heimat weilen. Der treue Gott lasse ihnen
allen die Kraft seines gütlichen(?) Trostes
empfinden, wie er für uns alle in seinen
trostreichen Worten bereitliegt. Zugleich aber
wolle dieses neue Blutopfer aber unsere Sinne
auf das eigene Ende hinlenken nach den Worten
des Liedes Nr. 541, dessen erster Vers wir nunmehr
gemeinsam singen werden.
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