7. Sonntag nach Trinitatis den 14.
Juli 1918
Binnen
weniger Wochen hat ein neuer, tiefschmerzlicher
Verlust in diesem blutigen Wettringen die Meiersche
Familie in Dippoldsberg getroffen. Dem Bruder
folgte der Bruder im Tode. Nun müssen die
schwergeprüften Eltern auch ihren ältesten
Sohn Johann zu den Toten zählen.
Derselbe
wurde am 18. Juni 1896 zu Dippoldsberg als der
Sohn des Bauern Friedrich Meier und dessen verstorbener
Ehefrau Anna Kunigunda, geb. Ziegler geboren.
Bei Ausbruch des Krieges gehörte er dem zu
Eichstätt liegenden 3. Bataillon des 13.
Inf. Reg. zu Ingolstadt an, in welches er zur
Ableistung seiner Militärzeit ein Jahr zuvor
eingerückt war. Somit liegen nahezu fünf
Jahre des schwersten militärischen Dienstes
hinter ihm.
Mit
Begeisterung zog er, der 9. Kompanie des genannten
Regiments angehörend, in die Anfangskämpfe,
welche sich in Lothringen abspielten. Hier wurde
er vor Nancy an der linken Hand am 5. Sept. 1914
leicht verwundet, worauf er in ein Nürnberger
Lazarett verbracht wurde. Nach seiner Wiederherstellung
kam er alsbald wieder nach kurzem Aufenthalt in
Ingolstadt zu seinem Truppenteil. Es war Ende
1914. Sein Regiment hatte inzwischen nördlich
von St. Mihiel Stellung bezogen, die es mehrere
Monate einnahm. Im Herbst 1915 sahen wir ihn unter
den Reihen der Kämpfer in der Champagne -
eine wohlverdiente Weihnachtsgabe war für
ihn das Eiserne Kreuz 2. Klasse, das ihm 1915
verliehen wurde.
Das
Jahr 1916 rief zu neuen, schweren Kämpfen
vor Verdun, wo er am 28. Juni 1916 bei Fleury
seine zweite Verwundung am rechten Fuß,
wiederum nur leichter Art, erlitt. In einem Lazarett
zu Mainz ging er seiner Wiedergenesung entgegen,
um sich dann wieder in die Garnison Ingolstadt
zu begeben. Von da aus wurde er dem 13. bayer.
Res. Reg. zugeteilt. Hier machte er, der 5. Komp.
angehörend, die schweren Kämpfe gegen
Rumänien im Herbst 1916 mit, welche sich
bis in den Januar des folgenden Jahres erstreckten.
Dann
kam sein Regiment für einige Zeit in Ruhe
im Elsaß, bis es im Juli und Herbst 1917
zu den Kämpfen in Flandern aufgerufen wurde.
Eine leichte Verletzung machte hier seine Aufnahme
in einem Feldlazarett nötig. Bald aber sah
er sich wiederhergestellt. So lag bereits eine
lange Kampfeszeit hinter ihm, in der er doch auch
eine gnädige Bewahrung von oben ersehen durfte.
Im Winter 1917/18 lag sein Regiment in Stellung
vor Laon. Eine zweite Auszeichnung ward ihm in
dieser Zeit mit der Verleihung des bayer. Militärverdienstkreuzes
3. Klasse mit Schwertern zuteil. Auch in den diesjährigen
Frühjahreskämpfen, welche seinem Bruder
das Leben kosteten, stand sein Regiment mit in
vorderster Reihe. Das mit vielem deutschen Blut
getränkte Kampfgebiet in der Somme-Gegend
war der Schauplatz deutscher Heldentaten.
Von
neuem ward in der letzten Zeit in den südlich
von Soissons abspielenden Abwehrkämpfen sein
Regiment eingesetzt und hier erlitt er am 15.
Juni bei Saxonin et Breul durch ein Artilleriegeschoß
am Rücken die tödliche Wunde, welche
zwei Tage nach seinem Geburtstag am 20. Juni nachm.
drei Uhr in dem Res. Feldlazarett 42 seinen Tod
herbeiführte. In dem Soldatenfriedhof zu
Soissons hat am 21. Juni seine sterbliche Hülle
ihre Ruhe gefunden, nachdem er sein Leben auf
27 Jahre 2 Tage gebracht hat. Mit Johann Meier
ist der Tapfersten einer ins Grab gesunken. 46
1/2 Monate stand er im Felde und stets unmittelbar
dem Feind gegenüber, was ... eine ... Zeit
fortgesetzter Verletzungen und schwerster Kämpfe
gewesen, eine Zeit, die wir in der Heimat kaum
recht uns zu denken vermögen.
Zum
letzten Mal sahen Eltern und Geschwister den Sohn
und Bruder im September 1917 in der Heimat; nun
werden sie ihn in diesem Leben nicht mehr sehen.
Groß ist Trauer und schwer die Last, die
ihnen auferlegt ward. In herzlicher Teilnahme
wenden wir uns ihnen zu mit der Bitte zu Gott,
er möge ihnen allen nur um so reichen Trost
widerfahren lassen. Zum Andenken an den Verstorbenen
aber lasset uns nunmehr einstimmen in den letzten
Vers des Liedes Nr.537. |