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Reformationsfest, den 3. Nov. 1918
Die schweren Entscheidungskämpfe
der letzten Wochen haben aus unserer Pfarrgemeinde
ein neues Blutopfer gefordert: der ehemalige Dienstknecht
Johann Martin Ruf, Bauern- und Bürgermeisterssohn
von hier (Kirchfarrnbach), hat den Tod fürs
Vaterland gefunden.
Derselbe wurde am 26. Mai 1899
als der Sohn des Bauern Georg Ruf und dessen Ehefrau
Katharina, geb. Spitzer zu Kirchfarrnbach geboren.
Der Einberufungsbefehl erreichte ihn im Mai des
vergangen Jahres, als er in Unterschlauersbach
diente. Am 24. Mai dieses Jahres hatte er sich
in Erlangen zu stellen, wo er in das Ersatzbataillon
des dortigen 19. bayer. Inf. Regs. eingereicht
wurde. Hier erlebte er seine militärische
Ausbildung.
Bald wurde er, der sich auch in
seinem Zivilberuf ob seines vorbildlichen Fleißes
und seiner Gewissenhaftigkeit wie seiner hilfreichen
und gewinnenden Art bei allen, die ihn kannten,
größter Beliebtheit erfreute, in seinem
militärischen Beruf als ein tüchtiger
und brauchbarer Soldat erkannt, so daß er
der Maschinengewehrabteilung seines Regiments
überwiesen wurde. Länger denn ein Jahr
stand er in Garnison. Wiederholt durfte er in
Urlaub zu den Seinen zurückkehren, gerne
und willig diese bei ihrer Arbeit unterstützend.
Doch auch für ihn sollte die Stunde des Abschieds
schlagen.
Es war am 1. September dieses
Jahres als er ins Feld rückte, wo er der
3. Maschinengewehr-Kompanie des 19. bayer. Inf.
Rgs. angehörte. Nicht lange währte es
und er stand vor dem Feind. Es war am 1. Oktober
früh 1/4 7 Uhr, als er an der Straße
Masnières-Cambrai an Schulter und Bein
durch einen Granatsplitter tödlich verletzt
wurde. Die erste Nachricht "Vermißt"
ließ noch einen Schimmer von Hoffnung übrig,
aber bald ward diese durch die Todesnachricht
zerstört.
Seine Lebenszeit beläuft
sich auf 19 Jahre, 4 Monate, 4 Tage. Leider konnten
ihn infolge des nachrückenden Feindes kameradschaftliche
Hände nicht das Grab bereiten. Wir können
dem nur beipflichten, wenn er in einem von der
Kompanie gewürdigten Nachruf als ein äußerst
tüchtiger, brauchbarer und pflichtbewußter
Kamerad geschildert wird. Als ein Soldat, der
anderen zum Vorbild das Höchste, was ein
Soldat leisten kann und soll, geleistet hat, nämlich
seine Pflicht bis in den Tod, so wird er in unserer
Erinnerung fortleben. Den trauernden Eltern und
Geschwistern aber sei zu ihrem Trost das Wort
zugerufen: Siehe, wir preisen selig die erduldet
haben. Im Anschluß an dieses Wort lasset
uns nunmehr einstimmen in den 1. Vers des Liedes
Nr.552. |
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