4. Sonntag nach Trinitatis (Kirchweihfest)
den 23. Juni 1918
Die
Frühjahrskämpfe der letzten Monate haben
auch aus der Mitte unserer Gemeinde ein Kriegsopfer
gefordert. Es sind bereits mehrere Wochen darüber
vergangen, daß in der Heimat die Nachricht
von dem Heldentod des Gefreiten Georg Sieber von
hier (Hirschneuses) eingetroffen ist.
Derselbe
wurde am 30. Juli 1892 als der Sohn des Gütlers
Johann Sieber und dessen Ehefrau Kunigunde, geb.
Forstmeier zu Hirschneuses geboren. Beim Ausbruch
des Krieges diente er in seinem Geburts- und Heimatort.
Nachdem der Krieg bereits mehrere Monate getobt
hatte, wurde er am 1. Juli 1915 als Landsturmmann
zu dem Ersatz-Bataillon des 19. Inf. Regs. zu
Erlangen eingezogen. Der dortige Aufenthalt währte
nur kurz. Seine eigentliche militärische
Ausbildung erfolgte in einem Feldrekrutendepot,
welchem er ungefähr ein halbes Jahr angehörte.
Darauf wurde er der 6. Kompanie des bayer. 25.
Inf. Rgs. zugeteilt.
Seine
ersten Kämpfe hatte er im Frühjahr 1916
in den blutigen Schlachten vor Verdun zu bestehen,
wo sein Regiment wiederholt eingesetzt wurde.
Nicht minder schwere Kämpfe hatte er im Herbst
des gleichen Jahres in der sog. Somme-Schlacht
zu überwinden. Als im Frühjahr 1917
die Engländer bei Arras zu einem gewaltigen
Vorstoß gegen die deutschen Linien ausholten,
da gehörte er ebenfalls zu denen, welche
die deutschen Stellungen hielten. Bald darauf
wurde sein Regiment nach dem fernen Osten zum
Kampf gegen Rußland transportiert. Hier
wurde zunächst bei Bawanowitshi(?) Stellung
bezogen, später sahen wir ihn an dem siegreichen
Vorstoß gegen Riga beteiligt. Nachdem die
hier gestellte Aufgabe gelöst war, treffen
wir sein Regiment im Herbst 1917 bei Jarnepel(?)
in Galizien. In der Weihnachtszeit des gleichen
Jahres siedelte es zu neuer Verwendung wieder
nach dem Westen über.
Zahlreiche
heiße und schwere Kämpfe lagen hinter
ihm, ohne daß ihm in so vielen Todesgefahren
ein Unfall zugestoßen wäre, was er
auch dankbar anerkannte. Seine persönliche
Tapferkeit erfuhr ihre verdiente Anerkenung durch
Verleihung des Eisernen Kreuzes 2. Klasse und
des bayer. Mil. Verdienstkreuzes mit Schwertern.
Ende Juni 1918 wurde er zu einem Maschinengewehrkurs
in Belgien abkommandiert. Am 1. April 1918 erfolgte
seine Beförderung zum Gefreiten. Nicht mehr
lange dauerte es und neue Kämpfe harrten
seiner. Zwischen Amiens und Peronne galt es dem
Ansturm der Feinde zu wehren. Und hier war es,
wo er infolge einer schweren Verwundung an Kopf
und Rücken am 15. Mai 1918 in ein preußisches
Feldlazarett bei Foncaucourt verbracht werden
mußte. Noch am gleichen Tage erlag er nachm.
3 Uhr trotz bester Pflege und fachkundiger ärztlicher
Behandlung seinen schweren Wunden.
Auf
dem Friedhofe zu Herléville hat er am folgenden
Tage in einem Einzelgrab seine letzte Ruhe gefunden,
nachdem er seine Zeit auf 25 Jahre, 9 Monate,
17 Tage gebracht hatte. Wiederholt führten
ihn im Laufe des Krieges seine Wege zu den Seinen
zurück. Manch ernster Gedanke kam auch in
seinen Briefen in die Heimat zum Ausdruck: mit
ihm ist ein tapferer Soldat aus unserer Mitte
geschieden. Und voll Trauer gedenken die Angehörigen,
denen sich zum heutigen Tage auch die hiesige
Feuerwehr anschloß, welcher der (Beklagte)
angehörte, des Sohnes und Bruders. (Ihnen
selbst zum Trost und dem Verstorbenen zum Gedächtnis
lasset uns nunmehr einstimmen in den Gesang des
4. Verses des Liedes 543.) |