Kirchliche Kriegschronik der Pfarrei Kirchfarrnbach 1914 - 1918, 1923
gefertigt von Pfarrer Dietzfelbinger
Teil 2

 

c. Kriegsgebetstunden, Tag und Stunde, Einrichtung, Aufnahme derselben. Kirchliche Feiern, besondere Ereignisse

Kriegsbetstunden wurden ursprünglich zu der üblichen Zeit der Betstunden am Freitag im Sommer um acht Uhr, im Winter um neun Uhr gehalten. Der Gottesdienst verlief anfangs rein liturgisch gemäß den Winken und Ratschlägen für Kriegsgebetsstunden - siehe Amtsblatt 1914 Nr. 16 - nach folgender Ordnung:

Eingangslied
Geistl.: Herr, unser Gott sei mit uns.
Gem.: Wie du gewesen bist mit unseren Vätern.
Geistl.: Ehre sei dem Vater...
Gem.: Wie es war im Anfang...
Geistl.: Der Herr sei mit Euch.
Gem.: Und mit...
Gebet
1.Lektion - Lied; 2.Lektion - Lied; 3.Lektion - Lied
Geistl.: Unsere Hilfe stehet im Namen d. H.
Gem.: Der Himmel und Erde gemacht hat
Gebet
Vaterunser
Gem.: Amen
Geistl.: Der Herr sei mit Euch
Gem.: Und mit...
Geistl.: Lasst uns benedeien...
Gem.: Gott sei ewiglich Dank.
Segen

Diese Ordnung wurde jedoch bald dahin abgeändert, dass an die Stelle der 3. Lektion eine auf die zwei ersten Lektionen Bezug nehmende Altaransprache trat. Der Besuch der Kriegsbetstunden war anfangs sehr erfreulich, ließ aber bald in einer Weise nach, dass Anlass genommen wurde, in einer Kirchenversammlungssitzung darüber zu sprechen; ebenso wurde in einer Kanzelabkündigung erneut zum Besuch der Kriegsbetstunden aufgefordert und zwar mit gutem Erfolg. In der Erntezeit wurden mit Kirchenvorstandsbeschluss die Kriegsbetstunden am Sonntag Nachmittag ein Uhr in der angegebenen Ordnung abgehalten - im Interesse der Sache eine wohl empfehlenswerte Einrichtung.

Ein Kirchenvorstandsbeschluss vom 16. Aug. 1914 hatte es als erwünscht bezeichnet, dass während der Kriegszeit auch an den Sonntagen, an welchen in Hirschneuses Gottesdienst stattfindet, in Kirchfarrnbach am Nachmittag Gottesdienst in Form einer Bittstunde gehalten werde. Hirschneuses sah sich durch diese Einrichtung in keiner Weise verkürzt. Der Geistliche spielte zu diesem Gottesdienst meist selbst die Orgel.

Später wurden die von dem Pfarrerverein herausgegebenen Kriegsgebetsstunden jedoch mit freier Altarrede benutzt.

Der 14. Sonntag n. Trinit. (13. Sept. 1914) wurde in der hiesigen Gemeinde anlässlich des siegreichen Vordringens der deutschen Heere mit einem Dankgottesdienst gefeiert. Bei größeren Siegen erfolgte Glockengeläute.

Der 25. Sonntag. n. Trinit. d. 21. Nov. 1915 wurde mit Kirchenvorstandsbeschluss dem Andenken der im Kriege gefallenen Gemeindegliedern gewidmet: Predigttext: Joh. 11.21-27. Letzteres geschah auch in den folgenden Jahren meist am letzten Sonntag des Kirchenjahres.


d. Art und Weise, wie der Gefallenen und sonst Gestorbenen im Gottesdienst gedacht wurde. Womögliche Angabe ihrer Zahl, des Artes und Anlasses ihres Todes, des Ortes und der Ort ihrer Bestattung.

Der ersten Gefallenen wurde am Ende der Kriegsbetstunde durch Nennung des Namens und Ortes und durch Trostworte gedacht. Bald aber geschah dies am Schluss des sonntäglichen Predigtgottesdienstes nach den Verkündigungen durch Angabe des Ortes sowie der näheren Umstände; dann folgte ein kurzer Lebenslauf mit Hervorhebung der militärischen Verhältnisse des Betreffenden; schließlich wurde die Gemeinde zu dem Gesang eines geeigneten Liederverses aus dem Gesangbuch aufgefordert. Von Anfang an hatte man sich in einer Kirchenvorstandssitzung gegen die Abhaltung besonderer Gedenkgottesdienste ausgesprochen. Nur in einem Fall (Lehrer Leibenzeder) wurde auf besonderen Antrag der Hinterbliebenen eine Ausnahme gemacht.

Die Namen der Gefallenen bzw. der Gestorbenen der Kirchengemeinde Kirchfarrnbach waren auch auf einer in der Kirche angebrachten, von dem Chronisten gefertigten und stets ergänzten schwarzumrandeten provisorischen Tafel zu lesen. Die Tafel mit einem eisernen Kranz verziert hatte die Unterschrift: "Fürs Vaterland starben aus der hiesigen Pfarrei"; nun folgten Vor- und Zuname der Betreffenden mit dem Datum des Todes.

 
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