Die letzten Tage des Zweiten Weltkrieges in der Gemeinde Katterbach mit ihren Ortsteilen Altkatterbach, Kreben und Oberndorf
Dokumentation von Theod. Gg. Richert 1975
Teil 11
 
 

Bericht der Frau Hofmann, Oberndorf, Haus-Nr. 1

„Mein Mann war noch im Krieg, als die Apriltage des Jahren 1945 anbrachen. Kurz bevor die US-Truppen unser Oberndorf einnehmen würden, hatte ich noch einen Besuch von Georg Krehn im Haus. Bevor er uns wieder verließ, das wußte ich nicht, versteckte er mit Absicht oder ohne jeglichen Anlaß in meinem Sekretär etwas Munition.

Als nun am 16. April 1945 die US-Panzer sich von Kreben kommend unserer Ortschaft näherten, ging ich in den Schutzkeller hinter unserem Haus. Mit mir und meiner kleinen Tochter waren auch noch ein Pole mit seiner Frau und seinem Sohn in unserem Keller, ferner meine Schwiegermutter.

Als das Artilleriefeuer verstummte, hörten wir, daß die amerikanischen Truppen sich in unserem Hof aufhielten. Im gleichen Augenblick vernahmen wir, die wir im Keller waren, den Ruf eines US-Soldaten: 'Der Boß soll rauf'.

'Der Boß', das war in diesem Augenblick ich, mir galt dieser Befehl. Da ich mich nicht getraute den Keller zu verlassen, ging unser Pole hinauf zu den Amerikanern und verständigte sich mit ihnen. Daraufhin rief der Pole, ich solle doch heraufkommen. Obwohl Ich mich sehr fürchtete - was standen in diesen Tagen alles für
schreckliche Sachen über das Verhalten der Feinde uns gegenüber in den Zeitungen - nahm ich meine kleine Tochter Elsbeth auf den Arm von dem Gedanken: Wenn ich erschossen werden sollte, dann ist es für die Kleine besser, wenn sie auch tot ist, beseelt und ging hinauf. Als ich den Keller verlassen hatte und Im Hofe unseres Hofes stand, kam ein US-Soldat auf mich zu und setzte mir die Pistole auf die Brust.

Inzwischen hatten die US-Soldaten die Munition in meinem Sekretär, von deren Vorhandensein ich nicht das geringste wußte, gefunden. Erst nachdem unser Pole gut mit dem GI redete und immer wieder versicherte, daß ich eine „gute Frau“ sei, nahm der US Soldat seine Pistole von mir. Anschließend durchsuchten er und seine Kameraden mißtrauisch und gründlich user ganzes Anwesen, fanden aber Gottseidank nichts Verdächtiges mehr. Zur gleichen Zeit durchsuchten andere US-Soldaten beim Nachbarn Schweikert die Scheune, dort fanden sie einen deutschen Soldaten, der sich versteckt hielt. Sie nahmen ihn gefangen. Während er sich mit mir unterhielt, wurde er angeschossen. Die US-Truppen transportierten dann den deutschen, angeschossenen Soldaten ab. Nachdem die GI's bei uns alles durchstöbert hatten, zogen sie zu unserer Freude wieder ab."

Oberndorf, den 17. 12. 1974
gez. Elise Hofmann

 
 
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