24. Dezember 1914 Feldpostbrief von Leonhard Enßner
 
 
 
 
 
     
 
         
    Vimy den 24. 12. 1914

Geehrter Herr Pfarrer!

Teile Ihnen mit, Ihr mir in so liebenswerter Weise gesandtes Paket habe ich dankend erhalten; nochmals besten Dank für Ihre liebenswürdige Gabe, die ich gerade am Heiligen Abend erhalten habe. Weihnachten im Feld, oh wie bedenklich Freud und Leid, als wir am Heiligen Abend das Lied sangen Stille Nacht, heilige Nacht, da standen manchem die Tränen in den Augen, die Gedanken nach der Heimat, nach Weib und Kind, wie wirds denen zumute sein, aber Gott der Allmächtige, der Lenker wird uns trösten und stärken.

Möge die Zeit nicht mehr ferne sein, wo der liebe Gott unserer gerechten Sache den Sieg verleihen möge, und wir wieder in unsere liebe Heimat zurückkehren könnten.

Wir sind in der Umgebung von Arras, haben schon manchen Sturm erlebt. Wir werden aushalten und kämpfen bis zum letzten Tropfen Blut fürs Vaterland. Wir haben jetzt ziemlich viel Regenwetter, aber wir wollen alles mit Geduld ertragen bis zum Ende. Mit Gott fürs Vaterland.

Herzliche Weihnachtsgrüße
aus dem Felde
und ein glückliches Neues Jahr 1915
Leonhard Enßner

   
         
 
     
 
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