30. Dezember 1914 Feldpostbrief von Georg Treiber
 
 
 
 
 
     
 
         
   

Nordfrankreich d. 30. 12. 14

Sehr geehrter Herr Pfarrer.

Ich teile Ihnen mit, daß ich das wertvolle Paket erhalten habe, wofür ich Ihnen und der Pfarrgemeinde Kirchfarrnbach bestens danke.

Die Taschenlampe, die Sie mir geschickt haben, ist für einen Kriegsmann etwas sehr Schönes, weil wir bei Nacht sehr viel machen müssen.

Hochgeehrter Herr Pfarrer, die Weihnacht haben wir in den Schützengräben und Kellern feiern müssen. Am Heiligen Abend sind wir von den Schützengräben zurückgekehrt in die Keller, sind die zwei Feiertage in den Kellern gewesen und dann mußten wir wieder vor in die Stellung, und am 28. Dez. sind wir mit schweren Verlusten zurückgekehrt in unser Quartier, und am Neujahrstag müssen wir wieder in die Stellung. Starke Angriffe haben wir die Weihnachten über abweisen müssen. Hunderte von Franzosen liegen vor unseren Schützengräben, bleiben so liegen, bis sie verwest sind, wenn’s nicht unterdessen gar wird.

Wie es im Feindesland aussieht, das ist ein Jammer. Viele Dörfer sind verwüstet. Das Getreide ist noch auf dem Felde, ist auf Haufen zusammengeschlichtet. Vieles wird zur Streu benutzt. Alles ist ausgeflogen, keine Menschen sieht man mehr. Sie kommen aber wieder nach und nach zurück in ihre Dörfer.

Eine lange Zeit ist es, daß wir Abschied genommen haben von unserer Gemeinde. Wer hätte das gedacht, daß wir an Weihnachten noch in Frankreich sind. Es kann vielleicht Ostern werden, bis wir wieder in unsere Heimat kehren dürfen. Auch ein Verwandter von Ihnen ist bei uns, und sogar ist er mein Zug- und Gruppenführer, das ist Vizefeldwebel Kölber, ein sehr braver Mann.

Und weiter wünsche ich Ihnen ein gesundes und langes Leben.

Herzliche Grüße sendet Ihnen
Landwehrmann Treiber Gg.

1.bay. Res. Armeekorps 5. Division 6. Regiment 3. Kompanie

Viele Grüße auch an die Gemeinde Kirchfarrnbach

Aufs Wiedersehen

Wer das Beten noch nicht kann, der lernt es im Krieg. Viele haben sich schon bekehrt und beten zu Gott dem Allmächtigen um Hilfe.

Gott mit uns,
Gott helfe uns,
Amen

   
         
 
     
 
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