Geschrieben den 25. 2. 1915
Geehrter
Herr Pfarrer.
Ich habe
Ihren Brief erhalten. Besten Dank dafür. Mir geht es
ganz gut und bin gesund. Auch Georg Schwarz soll verwundet
sein. Wir sind in den Vogesen in der Gegend bei Münster.
Die Gegend wäre sehr schön, aber es ist kalt und
es hat viel Schnee. Wir liegen im Schützengraben und
werden alle zwei Tage abgelöst. Am Samstag den 19. hatten
wir Feldgottesdienst. Am Sonntag den 20. kamen wir zum ersten
Mal ins Gefecht. Da mußten wir schwer bluten. Viele
meiner Kameraden sind gefallen. Ich bin Gott sei Dank glücklich
davongekommen. Da hat der Herr mein Gott geholfen, das gestehe
ich.
Fast zwei
Stunden lag ich im Granatfeuer. Fünf Meter vor und zwei
Meter hinter mir schlugen die furchtbaren Geschosse ein, aber
keine konnte mir schaden.
Gestern
kam der Feldgeistliche und wir machten ein Grab und begruben
unsere Kameraden. Der Feldgeistliche hielt eine Ansprache,
die uns alle zu Herzen ging. Wir machten ein einfaches Kreuz
und steckten es auf ihre Gräber.
Ich hoffe,
daß auch alle mein Brief gesund antrifft wie er mich
verläßt.
Bis hierher
hat der Herr geholfen, wird auch noch weiter helfen. Auch
Gruß an alle Angehörige und an die Gemeinde Kirchfarrnbach.
Ich hoffe auf baldigen Frieden und gesundes Wiedersehen.
Herzlichen
Gruß
Michael Ammon |