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Metz, den 13. März 15
Lieber
Herr Pfarrer!
Hiermit
sende ich Ihnen einen Brief aus Metz, nehmt ihn auf mit Freuden
als Gruß von einem Landwehrmann von der Gemeinde. Schon
manches habe ich erfahren vom Ernst des Lebens, doch die Treue
unseres Gottes ist bei uns, auch im Feindesland. Schon manchem
von unseren Kameraden, welcher zuvor nichts geglaubt und wenig
gebetet hat, wird jetzt auch ein Licht aufgehen draußen
im Schützengraben. Da wird mancher Gott anrufen. Wir
sollen uns mit Leib und Seele Gott übergeben, so werden
wir wohl geborgen sein. Sein Engel der Getreuen macht meine
Feinde Schauer, ja wenn alles bricht und fällt, dennoch
seine Hand mich hält.
Es sehnt
sich jetzt alles nach Frieden, doch wir müssen eben warten,
bis seine Stunde schlägt. Ein zu schneller Sieg würde
unser Volk nur überheblich, nur stolz gemacht haben.
Denn nur dem Demütigen kann er Gnade geben, wir müssen
auch Gott vor Augen haben im Feindesland. Wir dürfen
niemandem unrecht tun, denn wir nehmen nichts mit hinüber
in die Ewigkeit als die Schuld, die wir getan haben. Ein gutes
Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen. Der uns am Leib bewahren
kann, daß wir keinen Schaden nehmen, der kann auch unsere
Seele bewahren, daß sie nicht Schaden nimmt. Wenn wir
uns Ihm so übergeben mit Leib und Seele, so kann es kommen,
wie es will, es muß uns zum Besten dienen, denn die
Gott lieben, müssen alle Dinge zum Besten dienen. Ja
das Warten der Gerechten wird Freude werden.
Mir geht
es in Metz ganz gut und bin Gott sei Dank immer gesund, so
daß ich mit Freuden meine Arbeit verrichten kann. Lieber
Herr Pfarrer, ich mache meinen herzlichen Dank für das
Paket, welches Sie mir schon längere Zeit geschickt haben,
und ich mich noch nicht dafür bedankte. Ich habe Ihnen
schon zwei Briefe geschrieben, welche ich wieder zurückbekommen
habe.
Lieber
Herr Pfarrer, ich sehne mich auch schon lange nach Frieden,
daß ich wieder hinziehen könnte in die Heimat und
Ihre schöne Predigt wieder mit anhören könnte.
In Metz kann man selten einmal zum Gottesdienst gehen, weil
man auch Sonntag von der Arbeit nicht wegbleiben soll. Unter
vielen Grüßen schließe ich mein Schreiben,
indem ich den Herrn Pfarrer mit seiner Familie gute Gesundheit
wünsche.
Auf ein
baldiges Wiedersehen freut sich Andreas Rupp, Landwehrmann
von Meiersberg. |
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