Kommples, 16. März 15
Sehr
geehrter Herr Pfarrer!
Empfangen
Sie hiermit meinen herzlichsten Dank für Ihren werten
Brief nebst Grüßen aus der lieben Heimat, welches
mich sehr freut. Ja fürwahr, Gott ist mit uns, und vielen,
großen Dank schulde ich Ihm.
Seit Ausmarsch
stehe ich im Felde und bin schon durch manchen Sturm durch
Gottes Hilfe glücklich gekommen. Und mit Recht freut
es mich, heute noch Ihnen einige Zeilen vom Felde senden zu
dürfen. Ich denke mir oft, was General Moltke am 20.
gesagt hat, daß unsichtbare Hände von oben herabgeholfen
haben. Schon manchen braven Kameraden mußte ich zu meiner
Seite fallen sehen, und an mir ist oft der Tod so nahe vorbeigegangen.
Bin zur
Zeit immer noch bei der Feldküche als Koch seit dem Stellungskrieg
und werde, wenn heute uns die Pflicht wieder ruft, mich melden
mit meinen Kameraden, die Waffen führen zu dürfen.
Bin aber leider sehr schwer abkömmlich und nun tue ich
auch hier gerne meine Pflicht, was geschehen muß fürs
Vaterland.
Besonders
Neues kann ich Ihnen gegenwärtig nichts mitteilen, nur,
daß ab 11. März vor unserer Front von dem III.
Battb. S. Kgl. Hoheit Prinz Heinrich als Kommandeur getreten
ist, welches in diesem Kriege schon so blutig gekämpft
hat. Ich bin stolz und freue mich, in diesem Bataillon zu
sein, in welchem ein Mitglied des byr. Königshauses mit
uns als Kamerad Freud und Leid teilt.
So schließe
ich hiermit meine schlichten Zeilen mit der Hoffnung, daß
sie Sie zufriedenstellen und verbleibe mit Kriegergruß
auf Heil und Sieg in aller Hochachtung
Ihr ergebenster
Krieger und Pfarrkind
Michael Krehn. |