15. Mai 1915 Feldpostbrief von Peter Bergold
 
 
 
 
 
     
 
         
    Rohnstock, den 15. Mai 1915

Sehr geehrter Herr Pfarrer!

Ich habe Ihren Brief mit Dank und großer Freude erhalten und daraus gelesen, daß Sie gerne wissen möchten, wo ich verwundet worden bin. Wir sind am 11. April von Erlangen weg gefahren, über Belgien und sind dann in Douai geblieben, sind dann zum 13. Res. Inft. Regt. gekommen, das Regt. war abgelöst, es ist von der Front zurück gekommen und wurde durch uns verstärkt, sind dann aber nicht mehr vor gekommen.

Am 21. sind wir wieder losgefahren nach Rußland in die Karpaten. Dort haben wir österreichisches Militär abgelöst. Wie aber die Deutschen gekommen sind, haben die Russen schon gehorcht, daß etwas besseres kommt. Schon in der Früh ging es los, das Wetter. Geschütze schickten den Morgengruß in die Stellung der Russen. Am 1. Mai nahmen wir ihnen einen Graben, und am 2. Mai früh zehn Uhr soll der Sturm beginnen. Es war eine Musik von dem Donner der Gschütze. Da flohen die Russen. Unsere Kompanie nahm über fünfzig Mann gefangen und erbeutete vier Geschütze und sechs Maschinengewehre. Das habe ich noch mitgemacht. Am Abend, wie wir die Russen verfolgt hatten, bekamen wir so viel Feuer und mußten uns wieder in die Deckung zurückziehen. Da bekam ich einen Schuß durch den linken Mittelfinger, daß die Fingerspitze davongeflogen ist. Gott sei Dank, sagte ich, wie mich mein Kamerad verbunden hat, mit dieser Wunde kann ich noch zufrieden sein, denn viele haben auf diesem Platz ihr Leben lassen müssen.

Wir sind dann auf die Bahn nach Gorlica(?) gekommen und nach Zywice(?) gefahren. Dort lagen wir fünf Tage und sind dann nach Rohnstock gekommen.

Es geht mir soweit ganz gut, und wenn ich wieder gesund bin und der Krieg noch kein Ende hat, dann will ich mit Freuden mein Schwert in die Hand nehmen und wieder zu meinen Kameraden an die Front ziehen.

Viele Grüße und ein gesundes Wiedersehn
macht große Freude

Peter Bergold
verwundet in Rohnstock
Kreis Bolkenhain
(Schlesien)

Hilf fernerhin, mein treuer Hirt,
Laß deine Hand mich leiten,
Hilf Vater, mir an jedem Ort,
Hilf mir zu allen Zeiten,
Ich trau fest auf dich, mein Gott,
drum hilf du mir aus aller Not,
wie du bisher geholfen.

   
         
 
     
 
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