Sehr geehrter
Herr Pfarrer!
Ich habe
Ihren Brief mit Dank und großer Freude erhalten und
daraus gelesen, daß Sie gerne wissen möchten, wo
ich verwundet worden bin. Wir sind am 11. April von Erlangen
weg gefahren, über Belgien und sind dann in Douai geblieben,
sind dann zum 13. Res. Inft. Regt. gekommen, das Regt. war
abgelöst, es ist von der Front zurück gekommen und
wurde durch uns verstärkt, sind dann aber nicht mehr
vor gekommen.
Am 21.
sind wir wieder losgefahren nach Rußland in die Karpaten.
Dort haben wir österreichisches Militär abgelöst.
Wie aber die Deutschen gekommen sind, haben die Russen schon
gehorcht, daß etwas besseres kommt. Schon in der Früh
ging es los, das Wetter. Geschütze schickten den Morgengruß
in die Stellung der Russen. Am 1. Mai nahmen wir ihnen einen
Graben, und am 2. Mai früh zehn Uhr soll der Sturm beginnen.
Es war eine Musik von dem Donner der Gschütze. Da flohen
die Russen. Unsere Kompanie nahm über fünfzig Mann
gefangen und erbeutete vier Geschütze und sechs Maschinengewehre.
Das habe ich noch mitgemacht. Am Abend, wie wir die Russen
verfolgt hatten, bekamen wir so viel Feuer und mußten
uns wieder in die Deckung zurückziehen. Da bekam ich
einen Schuß durch den linken Mittelfinger, daß
die Fingerspitze davongeflogen ist. Gott sei Dank, sagte ich,
wie mich mein Kamerad verbunden hat, mit dieser Wunde kann
ich noch zufrieden sein, denn viele haben auf diesem Platz
ihr Leben lassen müssen.
Wir sind
dann auf die Bahn nach Gorlica(?) gekommen und nach Zywice(?)
gefahren. Dort lagen wir fünf Tage und sind dann nach
Rohnstock gekommen.
Es geht
mir soweit ganz gut, und wenn ich wieder gesund bin und der
Krieg noch kein Ende hat, dann will ich mit Freuden mein Schwert
in die Hand nehmen und wieder zu meinen Kameraden an die Front
ziehen.
Viele
Grüße und ein gesundes Wiedersehn
macht große Freude
Peter
Bergold
verwundet in Rohnstock
Kreis Bolkenhain
(Schlesien)
Hilf fernerhin,
mein treuer Hirt,
Laß deine Hand mich leiten,
Hilf Vater, mir an jedem Ort,
Hilf mir zu allen Zeiten,
Ich trau fest auf dich, mein Gott,
drum hilf du mir aus aller Not,
wie du bisher geholfen.