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Geschrieben,
den 10. September 1915
Hochwürdiger
H. Pfarrer,
hochgeehrter Herr!
Freudig
bewegt greife ich heute zur Feder, um Ihnen herzlich zu danken
für Ihrer freundliche Sendung vom 19. Vor. Mts., die
ich gestern erhalten habe. Insbesondere danke ich Ihnen auch
ganz besonders für beiliegendes Blatt. Ein Gruß
aus der Heimat, welches mich sehr freut. Befinde mich seit
dem 26. Juni hr. Jahres hier in Feindeslande, bin Gott sei
Dank, Kleinigkeiten abgerechnet, noch gesund & geht mir
gut, was auch bei Euer Hochwürden der Fall sein wird?
Komme alle vier Tage in Stellung vordere Linie und zwei Tage
in Reservestellung zweite Linie & sind somit sechs Tage
vor dem Feinde.
Nach sechs Tagen werden wir von der 2. Kompanie abgelöst
und kehren zur Rast & Ruhe auf einige Tage in unsere Quartiere
zurück.
Was unsere Stellung betrifft, sind diese viele Meter tiefe
Erdhöhlen, welche tief eingegrabene Wohnungen darstellen
& häuslich eingerichtet zum Teil auch mit heizbarem
Ofen versehen sind.
Unser Lager ist Matte auf Stroh, als Oberbett dient uns unser
Mantel oder auch Zelttuch. Diese Unterstände sind sehr
kalt & ungesund, das Essen läßt zu wünschen
übrig, bekommen tägl. nur einmal zu essen, waschen
kann man sich alle sechs Tage einmal, wie wohl tut sich nach
sechs Tagen wieder gemütlich waschen zu können.
Das Wetter ist hier anhaltend schön, nur die Nächte
sind kalt.
Nochmals
recht vielen
Dank mit den besten
Grüßen von Ihrem
stets dankbar
ergebensten
Andreas Hunger
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