|
|
Geschrieben den 6. 12. 15.
Geehrter
Herr Pfarrer!
Möchte
Ihnen mitteilen, daß ich Ihr Paket erhalten habe. Ich
danke Ihnen bestens dafür. Wir waren gerade in Ruhe als
ich es erhalten habe. Ich bin noch gesund, hoffe dasselbe
auch von Ihnen. Wir haben ja schon schlechte Zeiten gehabt.
Anfangs Oktober sind wir von unserer Stellung in welcher wir
schon über ein Jahr waren, abgelöst worden. Wir
sind dann in die Bahn eingeladen worden und sind in die Champagne
gekommen. Da war zuvor der große Angriff von den Franzosen.
Aber dort haben wir sehr viel aushalten müssen, denn
ein solches Artillerie- und Minenfeuer haben wir fast das
ganze Jahr noch nicht gehört. Da haben wir freilich sehr
viele Verluste gehabt und die meisten Toten haben wir durch
unsere eigenen Artillerien gehabt, denn die Preußen
haben fast alle Tag in unsere eigenen Gräben geschossen.
Dort waren wir ungefähr drei Wochen, dann sind wir abgelöst
worden und sind nach Neuville gekommen. Da waren wir vierzehn
Tage, haben alle Tage exerzieren müssen. Vor dort sind
wir mit der Bahn nach Sedan gefahren in die Badeanstalt, haben
auch die Gräber von 1870 gesehen. Das ist interessant
zum Anschauen. Von Neuville sind wir nach Ammencourt gekommen
und von dort in die Stellung. Das ist 6 km vor Reims. Wir
sind aber schon wieder marschbereit, wo wir jetzt hinkommen,
wissen wir nicht, wir vermuten, daß wir nach Serbien
kommen können.
Ich schließe mein Schreiben in der Hoffnung auf baldiges
Wiedersehen.
Hochachtungsvoll
grüßt Ihnen
Mich.
Büttner.
|
|
|