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Den 15. Dezbr. 1915
Geehrter
Herr Pfarrer!
Bestätige
Ihnen hiermit den Empfang Ihres an mich gesandten Paketes
und sage Ihnen nebst der werten Verwaltung der Pfarrgemeinde
meinen verbindlichsten Dank. Vor allem glaube ich mich entschuldigen
zu müssen wegen des langen Wartens mit dem Schreiben,
das nicht meine Schuld ist, sondern nur hervorgerufen wurde
durch die Versetzung unserer Kompanie, die von der 7. Preus
– Reserve-Division wieder weggenommen und unserer alten
, der 5. Bayr. Inftr. Division wieder zugeteilt wurde. Weiter
bedaure ich, Herrn Pfarrer nicht selbst persönlich zu
kennen und so mir deshalb zur großen Ehre anrechnen,
daß Herr Pfarrer mich bei der Verleihung der Gaben auch
berücksichtigt hat. Ich will es aber nicht versäumen,
sobald mir Gelegenheit geboten, sei daß ich beurlaubt
oder nach dem Feldzuge, wenn ich das Glück haben sollte,
wieder gesund zurückzukehren, mich Herrn Pfarrer vorzustellen
und nochmals persönlich zu bedanken. Mir ging es, die
kurze Zeit, ich im Felde bin, soweit gut, habe zwar schon
viel mitmachen müssen, denn wir standen wie schon erwähnt
mit der 7. Preus. Reserve – Division in der Champagne
und haben die schweren Kämpfe von Tahure, Souchez und
Perthes mitgemacht, es wurde dort bei der letzten franz. Offensive
am erbittertsten gekämpft!
Daß die bayr. Pioniere dort Großes geleistet haben,
bezeugt die volle Anerkennung und das große Lob, das
uns Herr Divisions-Kommandant Graf v. Schwerin gezollt hat,
beim Scheiden aus seiner Division.
Am schwersten traf mich die Nachricht von dem Verlust meiner
lieben guten Mutter, die so unerwartet schnell starb.
Leider war es mir auch nicht möglich, zur Beerdigung
nach Hause zu kommen, da das Telegramm zu spät eintraf.
Urlaub wäre mir bewilligt worden.
Grüßen
Sie bitte meinen Paten Herrn Ökonom Krehn Oberndorf.
Wünsche zum Schluß noch ein frohes Weihnachtsfest
und recht herzlich grüßt Ihr
Ergebener
Georg Krehn.
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