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Antwerpen
den 19. II. 16.
Geehrter
Herr Pfarrer!
Habe gestern
den 18ten des Monats Ihnen Ihren lieben Brief mit den vielen
Glückwünschen erhalten, mache vielmals meinen Dank.
Auch besten Dank für das schöne Blatt das Sie mir
gesandt haben, wo das Wort Gottes enthalten ist. Denn Gottes
Wort braucht der Soldat so notwendig als Brot, denn unsere
Wege sind stets gefahrvoll. Möge der liebe Gott mein
Beschützer und Führer sein, er hat mir bisher geholfen,
wird auch noch weiter helfen bis wir endlich nach errungenem
Sieg ein fröhliches gesundes Wiedersehen und Heimkehr
feiern können. Geehrter Herr Pfarrer, ich erlaube mir
Ihnen mitzuteilen, daß wir am 8. Februar von Ungarn
weggefahren sind, am 13. Febr. in Antwerpen angekommen und
in der Kaserne einquartiert wurden, bis die ganze Division
beieinander ist, dann wird es aber ernsthaft losgehen. Ich
habe zum großen Glück, wo mir der himmlische Vater
beschert hat, daß ich zum Divisionsstab gekommen bin.
Ich danke meinem himmlischen Vater tausendmal, daß ich
von der Kompanie weg bin, denn es geht immer fest militärisch
früh 8 Uhr exerzieren bis abends 5 Uhr. Gestern den 17.
sind wir in die Stadt geführt worden, auch am Hafen hinaus.
Es langen keine 500 Schiffe, welche hier in Ruhe stehen. Das
sollte man nicht glauben so eine Stadt zum Einnahmen wie diese
befestigt ist. Ich bin für heute am Schlusse meines Briefes
und hoffe, daß er Sie nebst Ihrer werten Familie so
gesund eintrifft wie er mich bis zur Stunde verläßt,
was doch immer die Hauptsache ist. Ich erlaube mir Ihnen mitzuteilen
auf Ihre Anfrage, ob ich ein feststehendes Messer habe, hab
solches was ich notwendig brauchen könnte.
Nochmals
Gruß und Dank sendet Ihnen Ihr ergebener Löslein
so Gott will einen baldigen Frieden, was doch jedem hier sein
einziger Wunsch ist.
Sollt ich die Heimat nicht mehr sehen und sollte bleiben im
fernen Land, so stelle ich alles unsrem himmlischen Vater
heim.
Rufest
mich mein Gott einst zum letzten Appell, so meld ich getrost
mich und willig zur Stell, es führt der Marsch dann zur
großen Armee, wo ich viele Lieben auch einst wieder
seh. |
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