Geschrieben 1. August 1916.
Sehr geehrter
Herr Pfarrer!
Endlich
komme ich dazu, den von Ihnen an mich gesandten Brief zu beantworten.
Mit dem heutigen Tage treten wir leider wieder in das dritte
Kriegsjahr über, das hätte man freilich bei Ausbruch
des Krieges nicht geglaubt, dass derselbe so lang anhalten
werde und wer weiß wie lange es noch so fort geht, doch
wir wollen die Hoffnung nicht aufgeben, vielleicht sendet
uns der liebe Gott doch bald den schon lang ersehnten Frieden,
auf welchen wir uns, sowohl die Lieben alle in der Heimat
sehnen.
Sehr geehrter
Herr Pfarrer! Bis jetzt bin ich Gottlob noch gesund und glücklich
davon gekommen aber man steht halt im Feindesland und ist
keinen Augenblick sicher. Zu meinem Bedauern habe ich aus
Ihrem werten Brief erfahren, daß schon drei Brüder
von Ihrer werten Frau den Heldentod fürs Vaterland gestorben
sind. Diese traurigen Fälle kommen leider häufig
vor, daß manche Familie sehr hart betroffen wird,
Kein langes Messer brauchen Sie mir nicht schicken, da ich
schon im Besitze eines solchen bin.
Ich schließe
mein Schreiben unter vielen herzlichen (Grüßen)
an Sie samt Ihrer werten Familie und hoffe, daß es Sie
gesund antrifft wie es mich verlässt.
Landsturmmann
Johann Schroll
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