14. Oktober 1916 Feldpostbrief von Simon Höfling
 
 
 
 
 
 
 
 
     
 
         
   

Bad Nauheim, den 14. Okt. 1916.

Geehrter Herr Pfarrer!

Teile Ihnen mit, daß ich Ihre Karte vom 7. erhalten habe und heute beantworten will. Meine Division ist am 23. Sept. in der alten Stellung abgelöst worden von der 5. bayr. aktiven Division. Nach ein paar Tagmärschen sind wir bei Lille auf der Bahn verladen worden, ohne daß wir wußten wohin. Wir haben es aber bald erfahren, denn wie es Nacht wurde hörten wir schon von Ferne auf der Eisenbahn das Trommelfeuer von der Somme her. Wir kamen noch in der Nacht vom 25. – 26. Sept. nach Bapaume ins Quartier.
Am 26. abends ging dann der Marsch in die Stellung vor in der Richtung nach Albeot hatten wir noch ein paar Stunden die Hauptstraße. Dann ging es links weg. Sobald wir in Stellung waren, war es uns klar, in welcher Feuerhölle wir sind. Man hatte hier keinen ausgebauten Schützengraben und keine Unterstände, sondern nur kleine Löcher in der Erde zum Schutz gegen Granatsplitter; arbeiten konnte man auch nicht in dem wütenden Artilleriefeuer.
Die Flieger waren früh ganz wieder auf unseren Graben, wo man sich rührte habens mit dem Maschinengewehr herabgeschossen, jedoch ohne zu treffen. Nachmittag wurde alarmiert, weil die Feinde in dichten Reihen auf unseren Graben vorkamen, aber in unserem wohlgezielten Gewehrfeuer mußtens bald wieder kehrt machen, das war dann eine Freude in die zurückkehrenden Feinde hineinzuschießen, sie werden Verluste genug gehabt haben. Während des Schießens wurden verschiedene Leute verwundet, auch mich traf auf die rechte Schulter eine Schapnellkugel ohne durchzuschlagen.
Am 28. früh 7 Uhr wurde ich dann leicht verwundet und konnte zur Verbandstelle zurückgehen. Auf dem Wege wurde ich erst den Schrecken des Schlachtfeldes gewahr, am Ausgang des Schützengrabens lagen unsere Toten reihenweise am Wege und viele sehr viele Verwundete sind zurückgegangen.
Am Abend wurde dann ein Eisenbahnzug voll Leichtverwundeter verladen, der nach Deutschland ging.
Ich werde jetzt bald ausgehen können, da meine Verwundung gut heilt und werde Euch dann später von Bad Nauheim berichten.
Mit herzl. Gruß
Wehrm. Simon Höfling

   
         
 
     
 
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