Campina d 19. I. 17
Wohlgeboren
Herrn Pfarrer in Kirchfarrnbach.
Ich erlaube
mir an Ihnen ein paar Zeilen zu schreiben. Da ich schwer krank
war, konnte ich nicht eher schreiben, was ich ja meiner Frau
verheimlicht habe. Doch da ich jetzt wieder so ziemlich gesund
bin, macht es ja nichts mehr.
Ich bin
oft wie durch ein Wunder unverletzt aus den schweren Gefechten
herausgekommen, oft allein von der Gruppe. Ich muß unbedingt
sagen, es ist eine höhere Hand über mir gewesen,
welche mich beschützte. Wir sind am 11. November bis
19. November auf 32 Mann zusammengeschmolzen. Es waren schwere
Kämpfe. Am 19. November wurde ich verschüttet und
lag 8 Stunden bewußtlos, hatte von da alle 14 Tage eine
andre Adresse und folgedessen nichts mehr von zu Hause erhalten.
Es ist heute der erste Brief von meiner Frau in meine Hände
gekommen nach 2 ½ Monaten.
Es hat
mir meine Frau geschrieben, daß Sie mir auf Weihnachten
eine Liebesgabe zuschickten, was ich leider nicht erhalten
habe. Es ist eben die Post durch Ungarn sehr schlecht, auch
der Wechsel meiner Adresse wird noch viel dazu beigetragen
haben. Bin Ihnen jedoch sehr dankbar, das ist so gut als wenn
ich es bekommen hätte. Vielleicht ist es mir möglich,
bald einmal in Urlaub gehen zu dürfen. Auch hoffe ich,
daß es meiner Familie doch so ziemlich erträglich
geht wie mir meine Frau schreibt. Ich schließe mit
aller Hochachtung und grüße
And. Kaufmann
Genesung
Kompagnie Campina
Feldpoststation 207. Plonstin
Rumänien
|