Feldpost
Abs. Ulrich Bauer
bay 19. Inf Rgt 2. Komp.
An
Herrn Pfarrer
Dietzfelbinger
Wohlgeb.
in Kirchfarrnbach
Post Wilhermsdorf
Mittelf.
Geschrieben am
24. Mai 1917.
Geehrter Herr Pfarrer!
Als wir in unserer
alten Stellung waren, wo wir so manches Trauliches einander
erzählen konnten, war es noch schön. So oft ich
nach Santes kam wusste ich Herrn Kantor zu finden und immer
erzählten wir von daheim. Wir hatten große Hoffnung,
und wollten unsre späteren Jahre Leibenzeder gefallen,
dann erst glaubte ich recht.
Wenn er begraben
ist, so muss er in Heaumont(?) liegen. Ich glaube aber kaum,
da unsre lieben Kameraden von unsrer Kompagnie begraben sind,
wo sie gefallen sind. Da merkt man erst das Traurige wenn
es so geht und man kann nicht helfen da es nicht anders geht.
Nur was ich immer sage, es ist traurig, denn der liebe Gott
kann es gar nicht haben wollen, außerdem es muss der
Jüngste Tag kommen, wie in Jesaia 6 steht und Math. 24.
Ich habe jetzt
meine besten Kameraden verloren, vielleicht ist es durch Gottes
Schutz mir vergönnt in die liebe Heimat.
Ich werde mich bemühen und um alles nachfragen. Gott
befohlen
Hochachtungsvoll
Ulrich Bauer
Er sagte unter
anderem, lieber nimmt er einen ganz jungen Unteroffizier als
ihn, trotzdem er der älteste Unteroffizier ist zu einem
kleinen Druk.
Am 6. 7. waren
wir in Le Plange beisammen, ich bin zu ihm gekommen. Er sprach
zu mir: immer bin ich glücklich davongekommen, so gehen
wir auch diesmal in Gottes Namen mit, es wird schon gehen.
Doch wenn es vorbei wäre, wäre mir lieber. Wir gingen
am 7. abends voneinander.
Am Morgen des 8ten
5. früh 4.50 Uhr ging der Sturm auf Fresnoi los, um 9
– 9 ½ setzte englisches Artilleriefeuer ein und
so manchen mussten wir in Ortschaft und Park zurücklassen.
Den 4. Tage später kamen wir auf Salaing. Hier natürlich
meine erstes, Herrn Kantor aufsuchen, aber leider konnte ich
ihn nicht treffen.
Ich frug einen
Unteroffizier, er sagte mir die traurige Tatsache, er soll
vermisst sein. Ein Gefreiter kam daher, sagte, er ist gefallen
als wir zum dritten Mal aus (dem) Graben gingen. Er tat einen
Schrei und war verschwunden, ich natürlich sehr erschrocken,
dachte gleich ans Schreiben, doch überlegte ich mir,
was es für eine Torheit sein könnte, denn ich konnte
es nicht glauben. Ich fasste Herrn Feldwebel und er sagte
nach Aussage seiner Leute ist noch glücklich leben aber
leider hat der Tod schon einen hinweggenommen und nun Gott
weiß wie es noch geht, und wann die Stunde abgelaufen
ist auch für mich.
Was hatte Herr
Kantor für eine große Sehnsucht nach Hause zu seinen
Lieben, und nicht mehr lange, so wäre er auf der Schwelle
seines Glücks gestanden. Er hat sich auch bei mir beklagt
über seinen H. Feldwebel
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