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Osten den 4. XI. 1917
Geehrter
Herr Pfarrer!
Bin seit
einigen Tagen im Besitze Ihres werten Büchleins und komme
erst heute dazu, Ihnen Antwort zu geben, daß ich es
erhalten habe. Herzlichen Dank dafür.
Wie Sie
vielleicht von meinen lieben Angehörigen schon erfahren
haben, sind wir zur Zeit in Ostgalizien und liegen etwas südlich
von Iarnopol(?). Wir kamen nämlich auf die ganze Ostfront
ab. Die letzte Zeit waren wir oben bei Riga und Jakobstadt,
hatten dort ziemlich harte und anstrengende Tage, denn wie
Sie vielleicht auch wissen schickt man die Dummen braven Bayern
immer voran hin. Jetzt sind wir wieder auf so einer verzwickten
Stelle. Wenn die Russen Schneid hätten, dann könnten
sie uns alle Tage wegschnappen, sie haben’s schon ein
paarmal probiert, aber leider hatten sie kein Glück und
lassen es lieber sein, denn sie wissen, daß (sie) bei
uns nicht durchkommen.
Hier müssen
wir uns erst eine Stellung ausbauen und hatten bis jetzt schlechte
Unterkunft, wie lange wir hier bleiben ist auch nicht bestimmt,
man hört schon als wenn wir nach Italien kommen sollten,
es kann schon sein, daß wir dorthin kommen und Stellung
halten und ausbauen müssen. Kann sein, daß wir
schon länger an(?) zur Offensive hingekommen wären,
aber wir sind ja zu wenig Leute und können so gar nicht
eingesetzt werden, kann sein es ist so besser, denn überall
muß man seine Nase nicht hinstecken.
Für
heute will ich schließen und hoffe, daß Sie diese
Zeilen bei voller Gesundheit erhalten wie sie mich Gott Lob
noch verlassen.
Herzlich
grüßt Sie
Ihr dankbarer
Georg Däumler.
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