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Im
Felde den 8. III. 18.
Sehr geehrter
Herr Pfarrer!
Ihren
lieben Brief vom 16 Februar habe ich erhalten, wofür
ich Ihnen herzlich danke. Leider konnte ich auch nicht sofort
Antwort geben, weil wir wieder gewandert sind. Wir sind nach
8wöchentlichem Kampf rechts von Cambrai auf 3 Wochen
in Ruhe gekommen. Jetzt sind wir wieder fast an der gleichen
Stellung. Es ist etwa ruhiger als um Weihnachten, es ist wahrscheinlich
die Ruhe vor dem Sturm. Bei uns ist schon bekanntgegeben worden,
daß in den nächsten Wochen die große Offensive
beginnen soll, was man im großen und ganzen merkt, ist
es so, denn auf allen Straßen wandern Truppen und jedes
Dorf ist voll Soldaten.
Als wir
in unser Quartier gekommen sind, mußten wir zuerst 2
Tage und Nächte biwakieren, es war gerade ziemlich kalt,
es hat geschneit und geregnet. Unsere Battrie ist in einem
Hause samt Pferden untergebracht (Massen-Quartier). Alle Vorbereitungen
sind zu einem Bewegungskrieg gerichtet, wenn der Durchbruch
gelingt, wird es keinen Aufenthalt mehr geben und das Kriegsende
wird nicht mehr weit sein.
Das Weihnachtsgeschenk
war mir genug, ich hatte an letzte Weihnachten sehr viel geschickt
bekommen, ich war reich an Geschenken. Was Cigarren und Tabak
anbetrifft, habe ich wohl genug, ich hab ja noch nie so viel
geraucht als in dem Krieg, alle Tage meistens Pfeife. Mit
meiner Gesundheit bin ich gut zufrieden, ich war noch nie
so feste beisammen als jetzt, wo ich stets an der Luft bin.
Mein Geschäft fesselt mich stets ans Zimmer und da hatte
ich öfter Katarrh als Halsentzündung und jetzt,
wo ich immer draußen bin, hab ich das nimmer. Wir sind
schon oft sehr gefroren, das macht mir aber alles nichts,
nur wenn ich mal größeren Marsch habe oder sehr
viel arbeite, dann bin ich sehr müde.
Was Sie
mir von der Heimat berichtet haben, danke ich sehr. Ich bedaure
sehr Fritz Meier aus Meiersberg. Mein ältester Bruder
Fritz ist in Ansbach so weit mir bekannt ist, Bruder Georg
in München. Mathias Reinhardt aus Kirchfarrnbach vor
4 Wochen bei mir fast alle Abend im Quartier.
Es kommt
nächste Zeit Ostern heran, da habe ich mich schon lange
gefreut, weil ich da in Urlaub fahren wollte, leider ist auf
längere Zeit der Urlaub gesperrt (eingestellt), da bin
ich halt wieder in Gedanken daheim. Was ich auch erfahren
mußte, ist meine Schwester schwer krank (Frau Dietrich).
Hoffentlich wird’s wieder besser gehen in Gottes Namen.
Für
heute kann ich nicht mehr schreiben. Wir haben keinen Tisch
zum Schreiben, so muß ich im Pferdestall schreiben.
Viele
herzliche Grüße an die Gemeinde
besonders an Ihnen und Ihre
werte Familie
Ihr
ergebener
Schweikert |
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