Sehr geehrter
Herr Pfarrer!
In Eile
will ich Ihnen einige Zeilen schreiben, es ist immer so wenig
Zeit zum Schreiben. Ich bin in der Küche fast allein
und muß für ungefähr 50 oft 60 Mann kochen,
die Köche sind in der Feuerstellung.
Zum Kochen
haben wir reichlich Fleisch und Kartoffeln, was mit die Hauptsache
ist. So geht es mir aber noch gut und bin gesund, trotzdem
wir oft vor Nässe nicht schlafen können. In den
letzten Tagen ist es wieder was besser. Um Gent ist viel überschwemmt
und alles gesprengt, um dem Feind am Kanal noch einiges machen
zu halten, bis wieder weiter hinten Maßnahmen getroffen
sind.
Heute
hab ich in Gent auf den Kirchtürmen weiße Fahnen
wehen sehen, das soll das Zeichen sein, daß die Stadt
nicht mehr beschossen wird. Es wäre schade für so
eine schöne Stadt, auch ist fast alles Civil da, selten
ein Haus leer. In letzter Zeit wird auch nicht mehr so bitter
gekämpft, wenn’s hart hergeht wird einfach zurückgegangen.
Man spricht jetzt viel vom Frieden, ich bin jetzt auch der
Meinung, daß es so nicht mehr lange weiter geht. Die
Disziplin ist fast schon verschwommen (gestrichen: nichts
mehr)
Von der
allgemeinen Lage kann ich nichts schreiben, ich bekomme auch
fast keine Zeitung in die Hand.
Ich schließe
in der Hoffnung
auf einen baldigen Frieden
und verbleibe Ihr ergebener
Schweikert