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Im
Königlichen Landgericht zu Markt Erlbach. Man schreibt
das Jahr 1848. Es ist der 25. September, vormittags
10 Uhr. Der Landrichter beginnt das Verhör:
"Weiß er, warum er vernommen wird?"
"Nein."
"Betreibt er die Jagd?"
"Ich weiß nichts von einer Jagd".
"Besitzt er eine Jagdflinte?"
"Ich besitze kein Jagdgewehr, sondern bloß
eine Muskete, die ich mir infolge des Befehls, dass
die Landwehr wieder ins Leben treten soll, angeschafft
habe..."
"Es kommt vor, dass er unlängst mit einem
Gewehr bewaffnet auf dem Feld getroffen wurde. Was sagt
er dazu?"
"Dies ist mir unbekannt, ich kann beweisen, dass
man mich mit einem Gewehr auf dem Feld nicht gesehen
haben kann."
"Kann er nachweisen, wo er am Freitag, den 1. September
gewesen ist?"
"Ich meine, am Freitag, den 1. September war ein
regnerisches Wetter gewesen, war den ganzen Tag zu Hause
geblieben und habe in der Schmiede gearbeitet, was mein
Nachbar Schneidermeister Weißfloch wird bezeugen
können, wenn ihn die Länge der Zeit nicht
dies unmöglich macht."
"Weiß er, dass auch andere Einwohner von
Dippoldsberg die Jagd begehen?"
"Nein."
"Weiß er sonst etwas anzugeben?"
"Nein."
Nichts,
aber auch gar nichts Brauchbares konnte der Landrichter
aus Markt Erlbach bei diesem Verhör in der anstehenden
Untersuchung wegen Wilddiebstahls im September 1848
aus dem vernommenen "Zeugen" (Schmiedemeister
Böhm, 33 Jahre alt, zur Zeit Gemeindebevollmächtigter)
herausbringen. Standhaft leugnete er alle vorgebrachten
Anschuldigungen, die ihm und seinen Kumpanen vorgeworfen
wurden. Aber auch die anderen Zeugenverhöre verliefen
nicht viel anders.
Der 31 Jahre alte ledige Tagelöhner Georg Simon
Mohr verhielt sich bei seiner Befragung genauso:
"Weiß er, warum er vernommen wird?"
"Nein."
"Wo ist er am Freitag, den 1. gewesen?"
"Ich war Freitag lange Zeit beim Schmiedemeister
Böhm in Dippoldsberg, welcher gerade keinen Gesellen
hat, und wegen schwerer Arbeit mich holen ließ,
um ihm beim Hämmern behilflich zu sein, auch am
Donnerstag vorher sowie überhaupt schon öfter
habe ich ihm bei der gleichen Arbeit Hilfe geleistet."
"Gebe er die Zeit an, in welcher er am Donnerstag,
den 31. August und Freitag, den 1. dem Schmiedemeister
auf die angegebene Art ausgeholfen hat!"
"Am Donnerstag war ich von 6 - 10 oder vielmehr
halb 8 Uhr in der Schmiede, am Freitag früh und
unter Mittag, ich war dort von 6 bis 8 Uhr und von 10
Uhr bis halb 2 Uhr oder 2 Uhr."
"Diese Angabe scheint nicht der Wahrheit gemäß
zu sein, denn man hat ihn am Freitag, den 1. September
ganz woanders als in der Schmiede zu Dippoldsberg gesehen."
Darauf
hochfahrend und mit einem fast hochmütigen, selbstbewussten
Blick und für jeden laut und deutlich vernehmbar
der Beschuldigte:
"Das wird sich zeigen, ob ich am Freitag, den 1.
anderswo gewesen bin als in der Schmiede, da kommt ungefähr
Hundsscheiß heraus."
"Was hat es mit dem Hundsscheiß, von dem
er sprach, aber für eine Bewandtnis?"
Um Ausreden
schien er nicht verlegen zu sein, der Georg Simon: "Am
Donnerstag, den 31. August kam die Ehefrau des Gemeindedieners
Peter Schmid in meine Wohnung und eröffnete meiner
Schwester in meiner Angelegenheit, ich solle den Hund,
der im Ort herumlaufe, schießen. Es lief nämlich
an jenem Tage ein abscheulicher Hund mit einem nachschleifenden
Strick im Orte herum, der auch den Hund des Neubauern
biss. Die fragliche Aufforderung wurde mir von meiner
Schwester hinterbracht, worauf ich in Ermangelung einer
eigenen Flinte das Gewehr des Schmiedemeisters lud und
damit den Ort absuchte. Als ich aber den Ort durchgangen
hatte, fand ich den Hund nicht mehr, ging mit dem Gewehr
heimwärts und hing es in der Stube an einen Nagel.
Den andern Tag verlangte der Schmied von mir, ich solle
das Gewehr losschießen. Ich begab mich daher um
1 Uhr herum vor den Ort hinaus auf den Platz, wo gestern
das Schießen abgehalten wurde und feuerte das
Gewehr in das Erdreich neben dem Steinbruch ab. Dann
trug ich das Gewehr zurück in die Wohnung des Schmieds,
wo ich noch bis 2 Uhr arbeitete, worauf ich mich nach
Hause begab..."
Der
Richter, sichtlich verärgert mit dem ganzen Verlauf
des Verhörs, kann nur unwirsch hinzusetzen:
"Hat er sonst noch etwas anzugeben?"
Darauf der frech und triumphierend dreinschauende Georg
Simon:
"Nein." |
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