Der Neubau des Kirchfarrnbacher Kirchenschiffs 1891
Seite 42 Die gut durchdachte, stilgerechte innere Einrichtung
   
   
   
   
   
   

Vor uns der hohe Turm der Sankt Georgskirche von Nördlingen im Ries. Nördlingen steht mit unserem Kruzifix auf dem Altar in einer ganz besonderen Beziehung. Beim Durchblättern einer Illustrierten fand Pfarrer Lauter im Jahre 1890 die Fotografie eines Kruzifixes, das ihn sehr begeisterte. Im Mai 1891 bat er den Bauamtsassessor Heberlein in Nürnberg, Näheres über diese Abbildung in Erfahrung zu bringen. Heberlein schrieb am 15. Mai 1891:

   
   
 

Hochverehrter Herr Pfarrer!
Es gelang mir, die besprochene Nummer der Leipziger Illustrierten Zeitung leihweise aufzutreiben. Der auf Seite 330 abgebildete Ecce homo befindet sich darnach, wenn ich recht vermute, in einer Kirche zu Nördlingen. Ich gestehe, daß ich noch niemals einen Crucifixus sah, der mir in seiner Gesamtheit besser gefallen hätte. Nur ein ganz hervorragender gottbegnadeter Künstler vermag soartiges zu schaffen. Ich würde es deshalb auch freundlich begrüßen, wenn das Altarkreuz in Kirchfarrnbach danach ausgeführt würde. Aber hiezu wäre es nötig, wenn man gleich einen Abdruck dieses Kopfes (nämlich eines plastischen) erhalten könnte. Denn ohne einen solchen wird Schiemer wohl nicht im Stande sein, den Kopf ähnlich zu gestalten. Doch möge dies nur meine ganz unmaßgebliche Meinung sein. Nur möchte ich nochmals betonen, dem Bildhauer Schiemer die Gestaltung des Christus allein zu überlassen, sonst wird es sicherlich eine ganz gewöhnliche Abpausware, über die man sich schließlich nur ärgert.
Mit freundlichen Grüßen auch an Ihre werte Frau Gemahlin
Ihr ergebenster Heberlein Nürnberg, 15. Mai 1891

 
   
   
 
Ähnliche Befürchtungen wurden auch in drei Antwortschreiben aus Nördlingen geäußert. Ein Jahr zuvor hatte man den Altar renoviert und den Kruzifixus gereinigt. Pfarrer Pauli schrieb:
 

Bei dieser Gelegenheit, in der Nähe, konnte man erst recht erkennen, welches Meisterwerk wir an diesem Cruzifixus haben und hier wurden auch die verschiedensten photographischen Aufnahmen gemacht. Maurermeister Schurrer sen. hat vor Jahren einen Abguß des Angesichts gemacht; er besitzt noch die Form und stellt sie zur Verfügung. Wie viel noch damit anzufangen ist, weiß ich freilich nicht.
Auf eines aber erlaube ich mir, Sie noch aufmerksam zu machen, obwohl ich mir in Kunstsachen
kein kompetentes Urteil zutraue. Unser Crucif. ist in Holz geschnitten und mit zarten Farben bemalt. Da ist es nun zweifelhaft, ob das Bild, in weißem Stein ausgeführt, den gleichen tiefgreifenden Eindruck macht, wie der Original. Nicht als ob ich Sie von Ihrem Gedanken abbringen wollte,- ich möchte Sie nur vor einer möglichen Enttäuschung bewahren, die ich befürchte.

 
   
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