Schätze in der Turmkugel
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Zeitungsartikel der Fränkischen Landeszeitung (Abschrift)
 
   

   
       
   
     

Kirchfarrnbach (sz) - Interessiert lauschten die Mädchen und Jungen der 4. Klassen der Wilhermsdorfer Schule den Erläuterungen von Pfarrer Christoph Putz. Im Kirchfarrnbacher Gotteshaus erfuhren die Schüler, warum der Kirchturm renoviert werden muß und welche Dokumente gefunden wurden. Außerdem zeigte der Geistliche den Jugendlichen die Wetterfahne und einen der morschen Balken aus dem Turm.

Viele Kinder waren mit Fotoapparaten angerückt, um alles im Bild festzuhalten. Auch einen Bericht für ihre Schülerzeitung wollen sie verfassen.
Das Staatliche Hochbauamt habe festgestellt, daß Turm und Kirchendach renovierbedürftig seien, berichtete Pfarrer Putz. Die inneren Schäden am Turm seien erst später zutage gekommen. Der Geistliche schilderte den Kindern die Problematik anhand eines zermorschten Balkens.

Viel Zeit habe der Austausch der Balken in Anspruch genommen. Dann sei auch die Wetterfahne abgebaut worden. Diese werde nun gereinigt und teilweise vergoldet, bevor sie wieder auf dem Turm angebracht wird. Die Fahne konnten die Kinder in der Kirche anschauen.

Im Turm wurde eine Tasche aus sorgfältig verlötetem Kupferblech gefunden, in der sich eine Reihe von Dokumenten aus dem Jahr 1938 befanden. Neben Zeitungen enthielt sie auch Aufzeichnungen von Gottlieb Freund, der damals mit einem Gehilfen und seinem Sohn Georg Restaurationsarbeiten am Turm und der Turmfahne ausführte. Freund führte aus, wie die Fahne gefertigt und am 11. Juni 1938 wieder aufgesetzt wurde. Weiter berichtete er über die politische Situation in Deutschland.

 

Über Kirchfarrnbach schrieb Freund, daß durch den Fleiß der Einwohner Wohlstand herrsche und beabsichtigt sei, eine gemeindliche Wasserleitung zu bauen. Bürgermeister sei ein M. Behringer. Weiter würden Kinder aus der österreichischen Steiermark zu Besuch weilen. Dann führte Gottlieb Freund, Flaschner- und Elektro-Installations-Meister aus Wilhermsdorf, die Namen der in Kirchfarrnbach lebenden Familien auf.

Interessant für die Kinder waren die von Freund genannten Preise: Demnach hat 1938 ein Glas Bier 24 Pfennige gekostet, ein Pfund Fleisch etwa 90 Pfennige, ein Klafter Holz 25 Mark, eine Kilowattstunde Lichtstrom 36 Pfennige und ein Automobil 1600 bis 5000 Reichsmark.

Als die Nachricht kam, daß jetzt die Kugel der Kirchturmspitze herabgelassen werde, drängten die Mädchen und Jungen ins Freie. Von Pfarrer Putz hatten sie bereits gehört, daß ein Kirchfarrnbacher Bürger mit einem Karabiner Zielschießübungen auf die Kugel gemacht und dabei 30 Ein- und ebensoviele Ausschußlöcher hinterlassen hatte. Diese Schäden müßten repariert werden. Man sei auch gespannt, ob in der Kugel selbst noch Dokumente hinterlegt seien, was aber mehr als unwahrscheinlich sei, da nichts „klappern“ würde.

Nach Auskunft des Geistlichen soll die Kugel wieder verschweißt werden. Eine neue wolle man nicht fertigen lassen, da die bisherige aus dickem Kupferblech gearbeitet sei. Sie soll dann, neu vergoldet, wieder vom Turm erstrahlen. Nach dem Eindecken des Turms will man die Fassade ausbessern. Auch das Kirchendach wird neu eingedeckt. Die Baukosten lägen bei rund 500 000 Mark.

     
 
   
   
   
         
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