Warum dieses Zitat?
     
 
 
   
"Es ist ein groß Ergetzen,
Sich in den Geist der Zeiten zu versetzen"
 
Wagner in Goethes Faust I
 
 
     
  Weil die Lektüre dieses "Lesebuchs" ein gewisses Vergnügen bereitet.  
 
Wilhelm Bayer
 
     
  PS  
  Es ist nicht Faust, sondern dessen einfältig-hochmütiger Famulus Wagner, der diese Worte spricht. Der bildet als Erzphilister das Gegenstück zu Faust und steht in Schlafrock und Nachtmütze auf der Bühne. Goethe lässt Faust darauf antworten:  
 
  Was ihr den Geist der Zeiten heißt,
Das ist im Grund der Herren eigner Geist,
In dem die Zeiten sich bespiegeln.
 
 
  und
 
 
  Mein Freund, die Zeiten der Vergangenheit
Sind uns ein Buch mit sieben Siegeln.
 
 
  Ob es nun möglich ist "sich in den Geist der Zeiten zu versetzen" oder ob dies nur ein unerreichbares Ziel bleibt, sei dahingestellt. Jedenfalls ist ein diesbezügliches Mühen Voraussetzung für das Vermeiden von verzerrten, schiefen und falschen Vergangenheitsvorstellungen, die mitunter fatal für schwierige Gegenwartsentscheidungen sein können.  
     
  Da die Zitate willkürlich aus dem Textzusammenhang genommen wurden, hier nun der betreffende Dialogausschnitt:  
 
 

WAGNER:
Verzeiht! es ist ein groß Ergetzen,
Sich in den Geist der Zeiten zu versetzen;
Zu schauen, wie vor uns ein weiser Mann gedacht,
Und wie wir's dann zuletzt so herrlich weit gebracht.

 
  FAUST:
O ja, bis an die Sterne weit!
Mein Freund, die Zeiten der Vergangenheit
Sind uns ein Buch mit sieben Siegeln.
Was ihr den Geist der Zeiten heißt,
Das ist im Grund der Herren eigner Geist,
In dem die Zeiten sich bespiegeln.
Da ist's denn wahrlich oft ein Jammer!
Man läuft euch bei dem ersten Blick davon.
Ein Kehrichtfaß und eine Rumpelkammer
Und höchstens eine Haupt- und Staatsaktion
Mit trefflichen pragmatischen Maximen,
Wie sie den Puppen wohl im Munde ziemen!
 
 
 
 
 
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