Der Brief von Hans Eberlein an seinen Vetter, dem
das Gedicht "Der Eberlein von Katterbach" beigefügt war.
- In Abschrift wegen der besseren Lesbarkeit -

 
     
   
     
 
  Hans Eberlein
(13b) München 2
Unterer Anger 17
München 2, den 8. Dez. 54

Lieber Vetter!

Sie werden natürlich staunen, einmal einen Brief von einem Mann zu erhalten, der Sie als einen Verwandten reklamiert, wenn wir uns auch im Leben noch nie gesehen haben. Aber wir sind wirklich verwandt, wenn uns auch viele Jahre trennen.

Mein Großvater P e t e r war Bauer auf Klaushof. Mein Urgroßvater war K o n r a d Eberlein in Katterbach. Auch die Vornamen kehren in unseren Familien immer wieder. Ich wurde 1877 in Stinzendorf geboren, Johann Georg Peter getauft, ging in Keidenzell zur Schule, und nehme an, daß Sie meinen einstigen Schulkameraden Kaspar Kamm in Dürrnfarrnbach, mit dem ich noch im vergangenen Jahre Briefe wechselte, kennen werden. Als Bub kam man früher nicht über den Kirchsprengel hinaus. Mit 13 Jahren verließ ich die engere Heimat, um in Nürnberg, Hof a.d.S. usw. dem Beruf als Zeitungsfachmann nachzugehen. Seit 1900 bin ich in München, wo ich 1907 heiratete. Von 2 Söhnen verunglückte der jüngere mit 23 Jahren tödlich infolge Sturz mit dem Fahrrad, die Frau starb mir vor 7 Jahren. Der ältere Sohn (jetzt 46 Jahre) wirkt hier als Studienrat. Bei ihm verbringe ich meinen Lebensabend. Schon 1943 erlitt ich Totalbombenschaden. Wir krochen durchs Kellerloch des Nebenhauses als bettelarme Menschen ins Freie. Es dauerte lange, bis wir uns wieder erholten. - Nach Franken kam ich von München auch nicht oft, aber vor 3 Jahren war ich in Langenzenn und nahm mir vor, Dürrnfarrnbach und Katterbach zu besuchen, jedoch reichte meinem Sohn, der mich begleitete, die Zeit nicht. Daß Sie den Krieg glücklich überstanden haben, erfuhr ich durch Pfarrer Arndt. Damals fehlte aber noch Hans E. und nach dem möchte ich mich heute erkundigen. Es würde mich freuen, durch Sie von seiner glücklichen Heimkehr zu erfahren. - Ein Neffe von mir ist seit 43 in Rußland verschollen.
Vielleicht kehren meine Langenzenner Vettern, Hans, Heinrich oder Fritz Eberlein einmal bei Euch zu.
Inzwischen wünsche ich beiden Familien Konrad und Hans gesegnete Feiertage und ein gesundes, glückliches neues Jahr und grüße Euch alle herzlich als Euer unbekannter Vetter

gez. Hans Eberlein
Verlagsleiter a. D.

 
 
     
 
 
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