Eine andere Weihnachtsgeschichte
Aufgeschrieben von Pfarrer Johann Christoph Herrmann
   

   
    Kirchfarrnbach 28. Dezember 1839

Es erscheint heute vor hiesigem Pfarramte die Ehefrau des Bauers und Kirchenpflegers Christoph Emmert zu Oberndorf und bringt folgende Beschwerde vor:

Mein Mann bringt in den Wirtshäusern dahier oft ganze Nächte durch und kommt nicht selten erst am anderen Morgen nach Hause.

So kam er erst neulich am Christabend, Mittwoch um 2 Uhr nach Hause.

Ungeachtet meiner vielen Bitten und Vorstellungen läßt er nicht von seinem unordentlichen Wesen ab, sondern trotzt mir und macht es hernach noch ärger.

Dieses war gleich gestern der Fall, nachdem ich ihn vom 2. Weihnachtsfeiertage nachts 10 Uhr aus dem Riegelschen Wirtshause* abgeholt und nach Hause begleitet habe, so hat er des Nachts dafür im Bette mich von ihm weggestoßen, meine ihm am Morgen vorgesetzte Suppe** verschmäht und nachdem er um 10 Uhr morgens aufgestanden war, den Geldschlüssel von mir verlangt, einen ...Taler herausgenommen und ist heute Morgen halb 1 Uhr mit blutigem und zerschlagenem Gesicht erst wieder nach Hause aus dem Däumlerischen Wirtshause*** gekommen.

Ich weiß von Hause nicht, wohin mit meinen Kindern, denen mein Mann kein gutes Beispiel (ist) und das Ihre verschwendet. Ja, ich muß sogar befürchten, daß er mich mit Schlägen verfolgt und mißhandelt.

(Sie stellt den Antrag, daß die Polizeistunde eingehalten werden solle.)

   
         
    * heute "Gasthaus zur Linde", Behringer A21    
    ** Bis ins 20. Jahrhundert war im Allgemeinen als Frühstück bei den Bauern eine "Wassersuppe" üblich, die aus Roggenbrot, halb Wasser, halb Mich bestand.    
    *** bis ca. 1958 "Gastwirtschaft zur goldenen Krone", heute Hof Sippel (A31); die "Wirtschaft zur frischen Quelle" Emmert B34 hat es damals noch nicht gegeben.    
         
    Den stattlichen Oberndorfer Hof (ca. 137 Tagwerk) mit den Hausnummern 1 und 2 (heute Kfz Hofmann) hatte die Ehefrau Barbara Emmert 1823 von ihren Eltern übernommen. Drei Monate später wurde er an ihren Mann Christoph überschrieben. Ihre Befürchtungen bewahrheiten sich: 1876 wurde der hoch verschuldete Hof durch Jakob Neuburger et. Cons. "zerschlagen".    
 
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