"Wo die Karpfen wachsen" - Wanderung durch ein Weihergebiet um Kreben und Kirchfarrnbach
verfasst von Werner Fliehr für die Wanderung des Heimatvereins Wilhermsdorf am 11. Oktober 2008 Seite 3

     
Woher der Karpfen kam und wie sich die Karpfenweiher entwickelten
     
Im Jahr 2006 stellte die EU eine Verordnung vor, die das Halten nicht einheimischer Fische, der Karpfen (Cyprinus Carpio L) zählte dazu, einer Genehmigungspflicht unterwarf. In Bayern, insbesondere in Franken und der Oberpfalz, wären davon einige Tausend Karpfenzüchter betroffen gewesen. Die VO wurde schnell ergänzt mit der Ausnahme: „Von der Genehmigungspflicht ausgenommen sind Arten, die zwar früher gebietsfremd gewesen sind, jedoch seit langer Zeit in der Gemeinschaft gezüchtet werden.“

Die Urheimat des Karpfens ist sicher Asien, In China wurde er 500 v. Chr. schon gezüchtet. Zentren der Karpfenzucht waren damals auch in Japan und um das Kaspische Meer (Koi - jap.).

Es ist nachgewiesen, dass bereits im Römischen Reich Wildkarpfen in Teichen gehalten wurden, das war schon vor über 2000 Jahren. Das Römische Weltreich erstreckte sich damals vom Kaspischen Meer bis zum Atlantik.

Der römische Grenzwall, der Limes oder auch Teufelsmauer genannt, grenzte damals das Reich gegen Norden, also Germanien ab. Teile des heutigen Mittelfrankens, z.B. Gunzenhausen, Weißenburg gehörten zum Römischen Reich, auch Dinkelsbühl lag nicht weit vom Limes entfernt. Aus Dinkelsbühler Weihern stammt die Zuchtform des Dinkelsbühler Karpfens, eine hochrückige Zuchtform. Warum sollten nicht römische Legionäre das Zuchtmaterial für diese Karpfen hinterlassen haben?

Nach dem Untergang des Römischen Weltreichs, Ausgangspunkt war der schändliche Verrat des Arminius gegenüber seinem Feldherrn Varus im Jahr 9, tat sich in Germanien lange Zeit nichts.

 

Erst die Karolinger, die unser Gebiet von Westen her besiedelten, brachten wieder Bewegung in die Karpfenzucht. Karl der Große, der Frankenkönig, erließ 795 ein Sendschreiben an seine Königshöfe.

In diesem umfangreichen Capitular wurden den Verwaltern der Königshöfe u.a. befohlen, die Teiche zu pflegen und dort wo keine sind und sie von Natur aus angelegt werden können, neue zu bauen. Es gab also vor 795 schon Karpfenweiher.

Markt Erlbach wurde im Jahr 815 erstmals als Erlabach genannt. Erlabach war ein Königshof. Königshöfe waren damals fast immer Sitz der Urpfarreien. Zu dieser „Verwaltungseinheit“ der Urpfarrei Markt Erlbach gehörten auch die Filialkirchen Wilhermsdorf und Kirchfarrnbach. Warum sollte in unserem Gemeindegebiet damals nicht das Capitular Karls des Großen zum Weiherbau und -Erhalt umgesetzt worden sein. Die vielen Weiher in unserem Gebiet stützen diese Vermutung; vielleicht ist es auch schon die Geburtsstunde des Aischgründer Karpfens, einer extem hochrückigen Zuchtform; Verhältnis von Körperlänge zur Körperhöhe under 2,0.

Über Jahrhunderte, auch noch nach der Reformation um 1530, nahmen sich die Klöster. soweit nicht aufgelöst, der Karpfenzucht an. In unserer Region waren es die Zisterzienser. Im Jahr 1132 wurde das Zisterzienserkloster Heilsbronn gegründet; zugleich wurde dem Kloster von Bischof Otto II. von Bamberg als Herrschaftsgut Adelsdorf überlassen, weitere Belehnungen erfolgten, sogenannte Heilsbronner Lehen. Der aufgelassene Weiher westlich von Hirchneuses und der Herrenweiher in Kreben sollen vom Kloster Heilsbronn angelegt worden sein.

     
 
Lenzenweiher
 
Georg Vogel sen.