Kirchliche Kriegschronik der Pfarrei Kirchfarrnbach 1914 - 1918, 1923
gefertigt von Pfarrer Dietzfelbinger
Teil 9
 
  e. Seelsorge des Geistlichen

a) in den betreffenden Familien

Der Chronist hatte es sich zur Aufgabe gemacht, jede Familie, welche einen Soldaten hatte, persönlich zu besuchen und dafür zu sorgen, dass in jedes Haus ein Kriegsgebetbüchlein kam, wie Haußleiter: In Kriegsnot oder die Kriegsgebete für das christliche Haus (Verlag des Vereins für i. M.). Die erstgenannten Familien erhielten diese Büchlein unentgeltlich und machten auch fleißigen Gebrauch davon. Kinder wurden nun ihren Müttern zur Funktion für den in der Ferne weilenden Vater angehalten. Ebenso wurden die Angehörigen aufgesucht, falls ein Familienglied vermisst oder verwundet wurde; auch in diesem Fall wurde ein geeignetes Flugblatt ausgehändigt, während zugleich den Verwandten ein Gruß aus der Heimat übersandt wurde.

Leider ist es vorgekommen, dass sich die Ehefrau eines Vermissten verleiten ließ, sich bei einer Kartenschlagerin in Nürnberg Rat zu erholen - ein Vorhaben, das namentlich auch innerhalb der Verwandtschaft der genannten Ehefrau großen Anstoß erregte.

Bei einer Todesnachricht erfolgte wiederholt persönlicher Besuch. Dankbar wurden das Trostbüchlein für die Trauer um die fürs Vaterland Gefallenen, von Trürster oder Hermann: Nicht Todesbeute, sondern Lebenserben etc. oder ein geeignetes Trostblatt entgegengenommen.

Keine leichte Aufgabe war es für den Verfasser, als er der in bedrängten Verhältnissen lebenden Gütlersehefrau Barbara Hellmuth in Hirschneuses am 27. Okt. 1915 folgendes Telegramm aus Dolhaim in Belgien zu übermitteln hatte: "Landsturmmann Gg. Hellmuth von Hirschneuses freiwillig aus dem Leben geschieden. Nähere Mitteilung folgt. Bitte Angehörige schonend verständigen. Landsturmbataillon Erlangen." Der Genannte, Vater von sechs Kindern, welcher bereits in der Heimat ein unsittliches Leben führte und dieses in Belgien fortsetzte, musste als geschlechtskrank wieder das Lazarett aufsuchen. Eine in Aussicht stehende neuerliche Aufnahme ins Lazarett wirkte derart niederschlagend, dass er seinem Leben am 26. Okt. 1915 im Schloss Alensberg, belgisch Moresnes, durch Erhängen ein Ende machte; er liegt im Gottesacker in Eupen begraben. (Reg. VI. Fabz. 6S53)

Eine weitere schwere Aufgabe erwuchs den Bewohnern des Pfarrhauses bei dem Tod des Kantors Leibenzeder, dessen Ehefrau nach Eintreffen der Todesnachricht mehrere Tobsuchtsanfälle bekam, so dass wiederholt ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden musste. Nur mit viel Mühe wurde diese Krisis überwunden.

b) in den in der Pfarrei befindlichen Lazaretten:

keine

f) Empfang der heimkehrenden Kämpfer und Friedensfeier

Nach dem unrühmlichen Ende des so glorreich begonnenen Krieges kehrten die Kriegsteilnehmer einzeln in die Heimat zurück. Zu Ihrer Begrüßung wurde in Kirchfarrnbach am 26. Juni 1919 eine Feier in der geschmückten Pfarrkirche unter Anteilnahme des Militärvereins Kreben sowie einer zahlreichen Gemeinde abgehalten. Der Altarrede lag Kön.11.22 zu Grunde. Am folgenden Sonntag, den 2. Febr. fand die gleiche Feier in Hirschneuses statt, wobei die Feldzugsteilnehmer den Geistlichen vom Schulhaus in die geschmückte Kirche abholten. Ein größeres Dankopfer für die glückliche Rückkehr zweier Söhne im Betrag von 350 M verdient besondere Erwähnung.

Schlicht und einfach verlief die Begrüßung der in die Heimat zurückgekehrten Kriegsgefangenen; auch hier wurde die Form einer kirchlichen Feier gewählt, welche in Kirchfarrnbach am 2. Mai 1920 wiederum unter Beteiligung des Militärvereins Kreben, in Hirschneuses am 9. Mai 1920, stattfanden Als Text war Ps. 56.11-14 und 135.1-5 gewählt.


2. Beteiligung der Gemeinde an der Kriegshilfe

a. Spenden an Geld und Naturalien

Die bei Kriegerkommunionen bei Ausbruch des Krieges angefallenen Gaben wurden incl. Beichtgeld sämtlich, soweit kein anderer Zweck angegeben war, der Kriegsfürsorge, deni. dem roten Kreuz, den Kriegsteilnehmern der Heimatgemeinde sowie deren Angehörigen übermittelt. Die Bitte um Gaben wurde namentlich am Buß- und Bettag den 9. Aug. 1914 der Gemeinde ans Herz gelegt. Auch die in die Opferstöcke eingelegten Gaben sollten bis auf weiteres der Kriegsfürsorge zufallen.

Behufs Vornahme einer Haussammlung wurde unter Zuziehung der Bürgermeister und Lehrer das Nötigste besprochen. Der Pfarrer sammelte persönlich in den Häusern von Kirchfarrnbach, Oberndorf und Kreben, Kantor Leibenzeder in Dürrnfarrnbach, Hauptlehrer Kurmann in Altkatterbach, Dippoldsberg und Meiersberg, während in Hirschneuses Lehrer Reiß die Kriegsfürsorge in die Hand nahm und auch in der Folgezeit beibehielt. Verblieb nur dies vermerkt, dass das rote Kreuz in Wilhermsdorf sich in den hiesigen Pfarrbezirk eindrängte, um namentlich Naturalien für die Kriegsteilnehmer von Wilhermsdorf einzusammeln.

Der Ertrag der für das rote Kreuz im Herbst veranstalteten Herbstsammlung belief sich in den einzelnen Ortschaften auf
Kirchfarrnbach 115M 10P
Dürrnfarrnbach 114M 20Pf
Oberndorf 20M 50Pf
Kreben 45M
Altkatterbach 91M
Dippoldsberg 114M
Meiersberg 95M
i.S. 594M 80Pf.
Hiezu kam ein Kassabestand von 158 M. Größere Gaben spendeten noch der Bienenzuchtverein: 20M sowie die Feuerwehr Kirchfarrnbach: 30 M. An Einzelgaben wurden i. J. 1914 noch gegeben: 20M 50Pf, so dass die Gesamteinnahmen für das rote Kreuz für 1914 ertrugen: 1007M 85Pf.

Hiervon wurde der größte Teil an die Sammelstellen des r. Kreuzes in Fürth und Neustadt a.A. abgeführt. U.a. wurden durch geeignete Kriegsflugblätter aus dem Verlag des Rauhen Hauses zur Verteilung innerhalb der Gemeinde angeschafft; ebenso wurde jedem im Feld stehenden Soldaten zur Kriegsweihnacht 1914 ein Weihnachtsbüchlein aus dem gleichen Verlag übersandt.

Außer den Gaben für das rote Kreuz fielen noch für Ostpreußen und Elsaß 152M 50Pf an, ebenso für die Soldaten: 591M 65Pf. Von dieser Summe wurden die Auslagen für das Weihnachtsgeschenk 1914, welches der Verfasser jedem Soldaten ins Feld sandte, bestritten: 1 elektrische Taschenlampe, 2 Chocoladewaffeln, 2 P. Würste, 10 Briefbogen mit Umschlägen, 1 Copierstift und 6 Cigarren.

Desgleichen wären pro 1914 noch Naturalgeben in Wäsche und dergl. im Wert von 116M 60Pf zu erwähnen.

Die sämtlichen genannten Gaben gingen durch die Hand des Pfarrers. Unerwähnt bleiben die namhaften Beträge, welche außerdem für Zwecke der Kriegsfürsorge durch die einzelnen politischen Gemeinden abgeliefert wurden. Dass die Soldaten auch von ihren Angehörigen durch fleißige Übersendung von Gaben aller Art erfreut wurden, sei nur gestreift.

Auch in den folgenden Jahren wurde namentlich an Weihnachten durch Übersendung von Gaben der fernen Gemeindeglieder gedacht; daneben ging die stete Sammlung von Geldspenden für Kriegszwecke; dieselben ergaben pro
1915 = 608M
1916 = 622M
1917 = 527M
1918 = 497M
1919 = 1052M.

 
 
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