Die
Kriegsjahre 1939 - 1945 in Dippoldsberg und Meiersberg
Es
gab unter der Bevölkerung dieser Ortschaften niemanden,
der vom Ausbruch des Zweiten Weltkrieges am 1. September
1939 begeistert gewesen wäre, vielmehr blickte
man den kommenden Ereignissen mit Ernst entgegen, jedoch
- auch das darf gesagt werden - glaubte wohl keiner
der Bewohner dieser beiden Ortschaften, die damals noch
die Gemeinde Dippoldsberg verkörperten und heute
als Ortsteile der Marktgemeinde Wilhermsdorf angehören,
daran, dass dieser Krieg ein solches Ende nehmen würde.
Ein Ende, das in keinem Vergleich zu dem des Ersten
Weltkrieges stand.
Mit
Beginn dieses so unseligen Krieges veränderte sich
das Leben in den beiden ländlichen Ortschaften
fast schlagartig; denn die meisten wehrfähigen
Männer mussten von ihren Höfen und Arbeitsstellen
weg, um als Soldaten ihren schweren Dienst zu erfüllen.
So
blieb die Einbringung der ausstehenden Kartoffelernte
den daheimgebliebenen Frauen, alten Männern und
Kindern. Es war für diese eine schwere Zeit; denn
damals gab es ja nur wenige Bauernhöfe in Mittelfranken,
die sich bei diesen Erntearbeiten der Maschine bedienen
konnten. Erst der kalte Winter 1939/40 brachte etwas
Ruhe in die Betriebsamkeit der Höfe.
Längst
hatte man sich schon an die Unbill der Lebensmittelrationierung,
die ja für alle Deutsche in den ersten Kriegsmonaten
keine große Belastung darstellte, gewöhnt,
zumal die Einwohner Meiersbergs und Dippoldsbergs meist
doch - im Gegensatz zu der Stadtbevölkerung, welche
der Gruppe der "Normalverbraucher" angehörte
- zur Kategorie der "Selbstversorger" gezählt
wurden. Dies bedeutete, dass für die meisten Grundnahrungsmittel
- wie Fleisch, Mehl, Eier, Fett - da man sie ja selbst
auf dem Hofe erzeugte, keine Lebensmittelkarten ausgegeben
wurden und dass die Zuteilung und die Errechnung einer
den Stadtbewohnern adäquaten Ration, nie genau
durchgeführt werden konnte. Allerdings, monatlich
an einem bestimmten Tag, mussten für jede Person,
die im Bereich der Gemeinde Dippolsberg lebte, beim
Bürgermeister der Gemeinde, der damals in Meiersberg
wohnte, die Lebensmittelkarten für "Selbstversorger"
abgeholt werden.
Die
Erzeugnisse der Landwirte wurden vom Landratsamt Neustadt
a. d. Aisch erfasst und die abgabepflichtigen Produkte,
u.a. Eier, Getreide, Schlachtvieh, abgeholt oder mussten
abgeliefert werden. So zum Beispiel wurden die abgabepflichtigen
Eier von Frau Heinlein eingesammelt und beim Ortsgruppenleiter
in Wilhermsdorf abgegeben. Der Großhändler
Ringel von Nürnberg holte sie dort ab, damit sie
dann über den Handel den Normalverbrauchern oder
der Wehrmacht zugeführt werden konnten.
Auch
daran musste man sich in den ersten Kriegsmonaten gewöhnen,
dass plötzlich Viehzählungen und Überprüfungen
der Bestände von Getreide, Kartoffeln oder Zuckerrüben
vorgenommen wurden.
Nun,
die Dauer des Krieges und die damit verbundene, zunehmend
angespanntere Ernährungslage des deutschen Volkes
brachte es mit sich, dass man mit einigem Geschick die
Auswirkungen der "Beständeerfassungen"
etwas mildern konnte. Auch das von der Regierung erlassene
Verbot von "Schwarzschlachtungen" konnte da
und dort eine solche nicht verhindern. War das der Bevölkerung
zu verübeln, wenn sie, um Leitseil, ein Kuhgeschirr
oder - um nur einige Beispiele aufzuführen - ein
Fahrrad benötigte, doch "unter dem Ladentisch"
diese notwendigen Stücke gegen Naturalien eintauschen
musste? Nein, unter den gegebenen Umständen und
unter dem Zwange des Selbsterhaltungstriebes war diese
Handlungsweise durchaus verständlich.
Besser
wurden die Zeiten für die überlasteten Bauersfrauen,
die ja unter dem Stress der ständig noch von ihr
fordernden Kriegszeiten eine immense Arbeitskraft einsetzten
alles erschwert unter der Sorge um die im Felde stehenden
Lieben - erst nach den Erfolgen der deutschen Wehrmacht
in diesem Kriege.
Nach
der Niederringung Polens, Norwegens und Frankreichs,
nach der siegreichen Beendigung des Balkanfeldzuges
und dem siegreichen Vorgehen der deutschen Soldaten
in der UdSSR, wurde ihr, der überlasteten Bauersfrau,
Erleichterung ihres Daseins insofern zuteil, dass Kriegsgefangene
aus Polen, Frankreich, Jugoslawien oder Fremdarbeiter
und -arbeiterinnen aus den besetzten Ostgebieten - im
wesentlichen aus der Ukraine und Polen - als Arbeitskräfte
auf den Höfen eingesetzt wurden. Viele von ihnen
waren keine "Landwirte", so mussten sie sich
- auch unter persönlichen Überwindungen, ja
auch durch Begeben auf einen wesentlichen niedrigeren
Lebensstandard als man in der Heimat, z. B. Frankreich,
gewöhnt war - an die Arbeit eines Landwirts gewöhnen.
Allerdings gelang dies fast immer rasch und gut, dank
der Aufgeschlossenheit unserer ländlichen Bevölkerung,
die weit weg - in diesem Falle - von einem "Freund-Feind-Denken"
war. Sicherlich brachte die Beschäftigung von Kriegsgefangenen
und männlichen Fremdarbeitern auf den Bauernhöfen
menschliche Probleme mit sich; trotz allem waren sie
eine echte Arbeitshilfe für die überlasteten
Bauersfrauen.
Nun,
die Arbeit auf den Feldern, also - um mit einem Slogan
der damaligen Herrscher zu sprechen - die Erfolge des
Kampfes in der "Erzeugungsschlacht" wurde
mit Hilfe der fremden Arbeitskräfte erzielt.
Der
Beginn des Krieges brachte auch auf dem Gebiete des
Luftschutzes, der Luftverteidigung einige Veränderungen.
Im wesentlichen die totale Verdunkelung und die Vorbereitung
der Schutzräume. Lagen unsere beiden Ortschaften
auch nicht im Bereich echter militärischer Ziele
und war die Wahrscheinlichkeit eines feindlichen Luftangriffes
auf Meiersberg und Dippolsberg nicht gegeben, so erinnerte
sich seit 1941, spätestens mit der Zunahme der
britischen Luftangriffe auf Städte und Dörfer
des Deutschen Reiches, auch die Bevölkerung unseres
Gebietes an den Ernst der Lage, zumal Luftalarm im zunehmenden
Maße auch hier gegeben wurde. Seit 1942 konnten
die Bewohner der Gemeinde Dippoldsberg des öfteren
den Feuerschein der durch Luftangriffe der Royal-Airforces
auf Nürnberg entstandenen Feuersbrünste am
nächtlichen Himmel sehen, und nicht selten überflogen
- wohl für manchen Bangigkeit hervorrufend - die
Pulks der alliierten Bomberverbände Meiersberg
und Dippoldsberg.
So
wurde in den Jahren des Krieges das Leben der Bevölkerung
zunehmend von den Ereignissen des Krieges geprägt.
Besonders tief griffen die Todesmeldungen von den Kriegsschauplätzen
in das Leben der ländlichen Bevölkerung ein.
Im
Oktober 1944, mit der Schaffung des "Deutschen
Volkssturms" und der Erfassung der männlichen
Bevölkerung zwischen 16 und 60 Jahren, war es dann
soweit, dass man das Katastrophale des Endes vorausahnte,
aber im Allgemeinen nicht glauben konnte und vielleicht
auch nicht glauben wollte.
Im
März 1945, als die Front sich mit unheimlicher
Schnelligkeit der fränkischen Heimat näherte,
wusste man, dass alle Tapferkeit und Aufopferung vergeblich
und das Ende auch für die Gemeinde Dippoldsberg
in absehbarer Zeit zu erwarten war.
Der
Blutzoll, den die kleine Gemeinde in diesem Zweiten
Weltkrieg entrichten musste, war ungeheuer.
So
fielen aus Meiersberg:
Braunbeck
Hans
Brendel Leonhard
Reiß Johann (Todesanzeige)
Wedel Georg
Weißfloch Georg
Zeilinger Georg
Ringler Georg (vermisst)
Aus Dippoldsberg:
Brunner
Fritz
Brunner Peter
Fischer Hans
Ginser Georg
Lehrer Reiß
Die
davon betroffenen Familien mögen sich gefragt haben:
"Warum? Wofür?"
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