Die letzten Tage des Zweiten Weltkrieges im Gebiete des Schulverbandes Wilhermsdorf Band II: Gemeinde Dippoldsberg mit Ortsteil Meiersberg
Dokumentation von Theod. Gg. Richert 1975
Teil 3

 
 

Auch Bekleidungsstücke wurden sicher "gelagert" "im eigenen Keller" (Dok. Nr. 79) "wurden zum größten Teil vergraben" (Dok. Nr. 67) wie man in den Dokumenten lesen kann. Dies bestätigen auch die Dokumente Nr. 71, 74, 77, 83, 84, 86, 87 und 94. Ebenfalls wurde Bettwäsche für den Notfall in Sicherheit gebracht (11). Alles in allem gibt Dokument Nr. 81 über Vorsorge bezüglich von Nahrungsmitteln, Bekleidungsstücken und Bettwäsche Auskunft, wenn es erzählt (12): „ja, brachte diese in unseren Hauskeller, auch die Betten" und Dok. Nr. 92 wird deutlicher, wenn es aussagt (13): „ja, wir hatten etliche Sachen versteckt in einem ausgedienten Kartoffelsilo zusammen mit unserem Nachbarn Emmert."

Man kann sich denken wie aufregend diese Tage vor der Besetzung durch die Alliierten für die Bewohner unserer Gemeinde gewesen sein mögen. Es war eine Hetze! Hatte man auch an alles gedacht?, auch richtig versteckt?, nichts vergessen?. Und gar mancher wird nochmals das eine und das andere in Sicherheit gebracht haben. Sicherlich geschahen diese Dinge während der Dunkelheit unter Ausschluss der Fremdarbeiter, denn war man sich ihrer Loyalität sicher?

Nur wer diese Zeit selbst mitgemacht hat, mag die Nervosität und die Unruhe, welche sich der Bevölkerung in der Woche vor der Besetzung bemächtigte, nachempfinden. Hinzu kam noch, dass vom örtlichen Volkssturm veranlasst, am 14. April 1945 Panzersperren zu errichten seien. (14)


3. Der Panzersperrenbau

Wie überall in Deutschland, so wurde auch der Volkssturm der Gemeinde Dippoldsberg von der Volkssturmführung aufgefordert, vor dem Einmarsch des Feindes durch den Bau von Panzersperren das Vorgehen des Feindes zu behindern bzw. zu hemmen. Dass der Befehl hierzu kurzfristig gegeben wurde, dafür spricht, dass im Ortsteil Meiersberg keine Panzersperren errichtet wurden. Dok. Nr. 69 macht hierin eine klare Aussage (15): "In Meiersberg keine vorhanden." (16). Hingegen in Dippoldsberg wurde eine primitive Panzersperre im Ort errichtet. Dok. Nr. 87 sagt darüber aus (17): "Einen Tag vor dem Einmarsch der Amerikaner wurden Wagen in die Straße geschoben." Dass eine Panzersperre in Dippoldsberg errichtet wurde, davon wissen auch die Dok. Nr. 72, 83, 90 und 94 zu berichten. Dass diese Panzersperre in Dippoldsberg, die übrigens am nördlichen Ortsausgang Richtung Adelsdorf nicht nur aus Wagen bestand, sondern auch aus Holz errichtet wurde, lässt sich aus den Angaben des Dok. Nr. 81 entnehmen. Dok. Nr. 81 beantwortet die Frage nach der Beseitigung der Panzersperren so: (18): "Die Panzersperren waren aus Holz von meinem Wald. Da Brennmaterial fehlte, wurde es zum größten Teil gestohlen." (Letzteres allerdings erst nach der Besetzung Dippoldsbergs durch die Truppen der US-Army am 16. April 1945 - der Verfasser).

Als sich dann die Nacht vom Sonntag, den 15. April 1945 auf die Gemeinde Dippoldsberg senkte, war man - wenn auch in Bangigkeit und Sorge um die Zukunft - bereit, dem Kommenden entgegenzusehen.

Nun, der Sonntag verlief ruhig, das Vieh wurde versorgt, ab und zu zogen deutsche Soldaten durch die Ortschaft.

So verging der 15. April 1945. Wohl hörte man von den Ereignissen in Wilhermsdorf, man hörte den ersten Einschlag einer Granate gegen Abend des 15. April 1945 in Wilhermsdorf und wusste, dass der morgige Tag wohl eine Wende im Leben der Gemeinde Dippoldsberg bringen würde. Die Spannung vor dem Kommenden wuchs in dieser Nacht ins schier Unerträgliche. Er musste die Entscheidung bringen. Daran erinnerten schon die in der Gemeinde inzwischen einquartierten deutschen Truppen. So berichtet davon Dok. Nr. 76 über den Zeitpunkt der Einquartierung (19): „ja, am Abend vorher (am 15. 4. 1945); weil sie einen Unterschlupf gesucht haben." Oder eine Stimme aus Dippoldsberg, Dok. Nr. 87 (20): Ja, am 16. April 1945 (15. 4. 1945, der Verfasser), vorübergehend einen Tag vor der Besetzung durch US-Truppen. Verpflegung und Rast. Sie leisteten keinen Widerstand." Über die Zahl der in Meiersberg einquartierten deutschen Truppen gibt uns Dok. Nr. 68 Auskunft (21): "Es waren in Meiersberg 150 Mann deutsches Militär einquartiert."

Diese Einquartierung in der Gemeinde Dippoldsberg war von verschieden langer Dauer. Im Wesentlichen aber nur kurz am Morgen des 16. April 1945. Jedoch die meisten deutschen Truppen zogen, bevor es zum Kampf kam - gemäß ihrem Auftrag - (siehe Dokumentation "Die letzten Tage des Zweiten Weltkrieges im Gebiete des Schulverbandes Wilhermsdorf; hier Band Wilhermsdorf und Unterulsenbach) - aus der Gemeinde Dippoldsberg ab, um sich der neu zu bildenden Hauptkampflinie zu nähern. Zurück blieb - im Wesentlichen jedoch im Kuhrswäldchen und im Zenngrund, also näher bei Wilhermsdorf - nur die Abteilung "Frank", die die Aufgabe hatte im hinhaltenden Widerstand die Bewegungen des Feindes etwas zu hemmen.

Alles in allem kann gesagt werden, dass von deutschen Einquartierungen folgende Dokumente berichten:

Meiersberg: Dok. Nr. 67, 68, 76 und 79
Dippoldsberg: Dok. Nr. 81, 86, 87, 88, 89, 93 und 82 (22).

Spannung lag, als der Tag sich neigte, über der Gemeinde.


Der Tag der Besetzung durch den Feind, Montag, 16. April 1945

Frühzeitig, nach einer unruhigen Nacht, erwachte man in der Gemeinde Dippoldsberg. Der strahlend helle Himmel, der Dunst im Zenngrund und die leuchtende Sonne versprachen - obwohl noch früh in der Jahreszeit - einen heißen Tag. - Ob er so blutig werden sollte, wie die Sonne am Abend vorher im Westen versank, das wusste niemand. Was mag wohl dieser strahlende Tag uns bringen, das werden sicherlich viele Bewohner unserer Gemeinde gedacht haben. Aber darüber nachzudenken ließen die Geschehnisse keine Zeit, denn gaben nicht die Detonationen, hervorgerufen durch die Brückensprengungen in Wilhermsdorf, den Auftakt zum Kampf?

Um das folgende Geschehen klarer schildern zu können, aber auch darum, weil zwei verschiedene Stoßkeile der US-Armee die Gemeinde Dippoldsberg im Laufe des 16. April 1945 besetzten, ihr Nachtquartier aufschlugen oder nur durchmarschierten, erscheint es dem Verfasser opportun, von nun an die Geschehnisse nach den zwei Ortsteilen getrennt zu betrachten. Wenden wir uns daher zuerst den Ereignissen im Ortsteil Meiersberg der Gemeinde Dippoldsberg zu.


Die Besetzung Meiersbergs durch den Feind am Montag, den 16. April 1945 und die Geschehnisse in den Tagen darauf.

Wie schon erwähnt, so wird auch die Bevölkerung von Meiersberg durch die Detonationen in Wilhermsdorf geweckt worden sein. Jeder wusste nun, dass dieser Tag die Entscheidung bringen würde. Noch aber war es nicht soweit, dass man sich in die Schutzräume begab. Wann wird es Panzeralarm geben? Das war die Frage der Stunde. Jedoch darauf wartete die Bevölkerung vergebens, denn Panzeralarm wurde in Meiersberg nicht gegeben. (23) Vielmehr sprach die Wirklichkeit mit den Meiersbergern eine andere, härtere Sprache. So berichtet Dok. Nr. 71 über die Auslösung des Panzeralarms in Meiersberg (24): "Es gab keinen - uns alarmierte der erste Granateinschlag." Und in der Tat wurde Meiersberg von den US-Truppen mit Artillerie- und Panzergeschossen beschossen. Aber nicht nur der erste Granateinschlag löste Panzeralarm unter der Bevölkerung aus, sondern auch Anordnungen der noch in Meiersberg befindlichen deutschen Truppen, sonst könnte Dok. Nr. 69 nicht berichten (25): "Von einem Offizier der Wehrmacht, der von der Auslösung des Panzeralarms Mitteilung machte."

 
 
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