Die
US-Truppen benahmen sich durchwegs gut und gesittet
wie die meisten der o. a. Dokumente bemerkten. Dies
wird schon daraus ersichtlich, dass auf die Frage nach
Plünderungen und Übergriffe die Dok. Nr. 66,
75, 76, 77 und 80 verneinen, hingegen die Dok. Nr. 67,
69, 71, 72, 74 und 79 meinen "Plünderungen
schon, Übergriffe weniger." "...echte
Plünderungen waren es nicht." "...ja,
aber nicht überall." „ja, zwei Taschenuhren
und Eier", "...ein Schinken fehlte.“
" ja." Wobei allerdings nicht ersichtlich
ist, wer diese "Plünderungen" vornahm.
Eins
sei noch vermerkt, die US-Truppen errichteten in Meiersberg
ein Lazarett, sonst könnte Dok. Nr. 79 nicht folgende
Aussage machen (48): „Ja, eine Nacht, es war Lazarett."
Nun
die Nacht vom 16. zum 17. April 1945 verging, wenn auch
etwas laut, denn verschiedene Amerikaner und Fremdarbeiter
feierten den Sieg. Berichtet doch Dok. Nr. 72 (49):
"Sie (die Fremdarbeiter - der Verfasser) halfen
den Amerikanern beim Siegfeiern." Übrigens,
die Fremdarbeiter verhielten sich in Meiersberg, wie
Dok. Nr. 67 zu berichten weiß (50): "anständig!
Sie fungierten öfters bei Zwischenfällen von
Deutschen und Amerikanern als Vermittler."
Sehen
von all dem Treiben konnten die Meiersberger jedoch
nicht viel, denn - wie überall in Deutschland -
galten auch in Meiersberg die damals üblichen Zeiten
für die Ausgangssperren, die erst im Herbst 1945
eine Lockerung erfahren sollten.
Nun,
die Nacht verging und mit dem kommenden Tag rückten
auch die US-Truppen in Richtung Dürrnfarrnbach
ab. Die Meiersberger konnten nun wieder in ihre Häuser
zurückkehren und sich dem Lebenskampf, der hart
werden würde, nach diesem verlorenen Krieg, das
wussten sie alle, erneut zu stellen. Jedoch, die Angst
vor der Zukunft, das Bangen um ihre Angehörigen,
die Sorge um das tägliche Brot, all das ließen
die USTruppen in Meiersberg zurück.
Wie
verlief jedoch der 16. April 1945 in Dippoldsberg?
Die Besetzung Dippoldsberg durch die US-Truppen
am Montag, den 16. April 1945 und die Tage darauf.
Auch
über Dippoldsberg ging an diesem Tage die Sonne
strahlend auf und ein blauer Himmel versprach einen
schönen, warmen Frühlingstag, zumal schon
leichtes Grün die umliegenden Felder und Wiesen
zierte. Allerdings, so darf man annehmen, dass die Dippolsberger
für diese Schönheit der Natur an diesem Tage
wohl keinen Blick übrig hatten; denn wie Dok. Nr.
82 aussagt (51): "am 16. April 1945 waren in unserer
Ortschaft deutsche Soldaten." Dok. Nr. 93 gibt
über dieses Ereignis nähere Auskunft (52):
"Am Vormittag des 16. April 1945 (Montag) kamen
zu uns 20 deutsche Soldaten. Sie sollten Dippoldsberg
verteidigen. Vorläufig verlangten sie von uns Verpflegung
für zwei Tage und eine Unterkunft. Sofort ließ
unser Großvater - damals Bürgermeister der
Gemeinde Dippoldsberg - Herr Georg Fischer der Einwohnerschaft
wissen, dass die Verpflegung für die Soldaten bei
uns abgeben sollte. So kam es, dass unser Wohnzimmer,
in dem sich ein Leutnant und drei weitere Soldaten mit
Landkarten und sonstigen Schreibarbeiten beschäftigten,
bald in einen Vorratsraum verwandelte. Fleisch, Brot,
Dosen, Eimer gefüllt mit Kaffee und Milch, standen
zur Verfügung, d.h. umher."
Diese
Einquartierung bereitete den Bürgern aus Dippoldsberg
große Sorgen und vor allem Bürgermeister
Fischer wusste um die Gefahr, in der seine Gemeinde
sich befand, sollte es um und in Dippoldsberg zu Kampfhandlungen
kommen. Was ja letztlich die Vernichtung der Lebensexistenz
seiner ihm anvertrauten Bürger bedeutete.
Sicherlich
deshalb entschloss er sich - was in diesen Tagen keineswegs
ungefährlich war zu zwei Unterfangen.
1.
Zur Aussendung eines Spähtrupps der Hitlerjugend,
dessen Aufgabe es war, ... aber lesen wir doch selbst
im Dok. Nr. 84 (53):
"Am
16. April 1945 wurden wir beide, ein Saarländer
und ich, wir waren damals 15 Jahre alt und Angehörige
der Hitlerjugend, um 8 Uhr zur Panzerbeobachtung in
das Gebiet des Denzelbergs (bei Wilhermsdorf - der Verfasser)
geschickt. Kurz vor Beginn der Kampfhandlungen (am Denzelberg,
Kuhrswäldchen - der Verfasser) schickte uns ein
Leutnant nach Hause," Dies geschah sicher, um über
das Geschehen unterrichtet zu sein, damit Dippoldsberg
vor einer Vernichtung bewahrt werden würde.“
Und
zum Zweiten, lassen wir doch gleich den Augenzeugen
selbst zu Worte kommen (54): "Deshalb versuchte
unser Großvater mit allen Mitteln die Soldaten
zum Rückzug zu bewegen, damit unsere Ortschaft
nicht im letzten Augenblick in diesem Kriege noch ein
Opfer der Verwüstung und Zerstörung würde."
Was
dies in diesen Tagen bedeutete und in welch persönliche
Gefahr sich Bürgermeister Fischer damals begab,
möge man aus einer Meldung, veröffentlicht
am 14 April 1945 in der Fränkischen Tageszeitung,
Nürnberger Ausgabe A, entnehmen (55):
"Die
Tafeln der Schmach und Schande ............
Tod allen Verrätern!
Standgerichtlich
wurden zum Tode verurteilt: Volkssturmmann Rößler
aus Rothenburg o. T.
Volkssturmmann Hanselmann aus Brettheim
Volkssturmmann Uhl aus Brettheim
Bürgermeister Gackstatter aus Brettheim
Ortsgruppenleiter Wolfmeyer aus Brettheim.
Rößler
hat, als er vor dem Feinde eingesetzt werden sollte,
schon nach wenigen Stunden heimlich die Stellung verlassen
und sich unerlaubt nach Rothenburg o. T. zurückbegeben.
Die Fortführung des Kampfes an der Front überließ
er den anständigen Kameraden seiner Volkssturmkompanie
Hanselmann
und Uhl haben vier Hitlerjungen, die als Panzerknacker
auf dem Marsch gegen den Feind waren, entwaffnet, geschlagen,
fortgejagt und sämtliche Waffen vernichtet.
Gackstatter und Wolfmeyer haben sich schützend
vor den Verräter Hanselmann gestellt.
Das
Urteil gegen Rößler ist durch Erschießung,
gegen Hanselmann, Gackstatter und Wolfmeyer durch Erhängen
bereits vollstreckt worden. Uhl ist flüchtig und
wird verfolgt. Wer ihm Unterschlupf und Hilfe gewährt,
wird ebenfalls mit dem Tode bestraft.
Das
deutsche Volk ist entschlossen, mit zunehmender Schärfe
solche feigen, selbstsüchtigen und pflichtvergessenen
Verräter auszumerzen und wird nicht davor zurückschrecken,
auch deren Familien aus der Gemeinschaft des in Ehren
kämpfenden Volkes zu streichen.
Der
Kommandierende General, gez. Simon
SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS."
Zudem
kam noch, dass ein Befehl des Reichsführers der
SS Heinrich Himmler, der sog. "Flaggenbefehl"
in diesen Tagen - Anfang April 1945 - vom SSD Nürnberg
an die KdO Würzburg, Regensburg und Ansbach per
Funk durchgegeben wurde.
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