Sicherlich,
beisammen waren die Familien der Dippoldsberger Bürger
nur, viele durften in dieser Nacht nicht in ihren Wohnungen
nächtigen; denn die US-Truppen machten hier, wie
in Meiersberg "Nachtquartier". Für die
Bewohner der Höfe bedeutete dies, den Hof nicht
betreten zu dürfen. Dies war hart, aber in Bezug
auf die militärische Lage verständlich.
Auf
die Frage: Wurde Ihr Anwesen/Wohnung von den Amerikanern
besetzt und mit Truppen belegt, antworteten:
Dok.
Nr. 81: „ja, einen Tag (16. auf 17. April 1945)."
Dok. Nr. 83: „ja, vom 16. 4. 1945, 17.00 Uhr bis
17. 4. 1945, 11 Uhr."
Dok. Nr. 84: „ja, eine Nacht. Sie verhielten sich
den Umständen entsprechend korrekt. Dies geschah
am 16. April 1945 um 17 Uhr. Es war dies die Hauptkampftruppe
der Amerikaner, die am nächsten Morgen nach Dürrnfarrnbach
vorstieß (17. April 1045)."
Dok. Nr. 87 „ja. die Truppen verhielten sich den
Bewohnern gegenüber ohne Beanstandung."
Dok. Nr. 88: „Ja, es war dies die erste Nacht.
Die Amis durchwühlten das ganze Haus, nahmen nichts
mit."
Dok. Nr. 89: „Ja, eine Nacht. Wir mussten jene
Nacht (16./17. 4. 1945) bei den Nachbarn schlafen."
Dok. Nr. 90: "Ja, während der Nacht; 5 Personen
fanden Quartier, sie waren uns nicht feindlich gesinnt."
Dok. Nr. 91: „Ja, die Nacht vom 16. auf den 17.
April 1945"
Dok. Nr. 92: "Ja, es war die Nacht vom 16./17.
April 1945. Die Truppe bestand aus 32 Mann; sie verhielten
sich anständig."
Nur Dok. Nr. 94 verneint eine Belegung seines Gebäudes
durch US-Truppen.
Dass
solch eine Besetzung für den Besitzer nicht immer
angenehm war, darüber sollen nur zwei Beispiele
Auskunft geben (69):
"Am
16. April 1945 abends mussten wir unseren Betrieb eine
Nacht den Amerikanern als Unterkunft überlassen.
Unser Vieh mussten diesen Tag eine Russin und ein Pole,
die bei uns beschäftigt waren, füttern. Wir
Deutschen wurden von den Amerikanern angewiesen bei
einem Nachbarn zu bleiben. Er bekam dafür keine
Einquartierung. Ich glaube, dass dies eine Vorsichtsmaßnahme
des feindlichen Hauptmanns war, denn in unserem Hofe
waren 150 bis 200 Soldaten mit ihren Fahrzeugen.
Da
in den letzten drei Wochen vor der Besetzung durch den
Feind keine Eier mehr abgeliefert wurden, konnten die
Soldaten diese essen. Was sie auch von abends bis in
der Frühe, bis zum Abzug, reichlich taten. Nach
dem Abzug fehlte in meinem Betrieb, mit Ausnahme der
Eier und eines Sofakissens, nichts.
Wir
verbrachten die Nacht vom 16. auf den 17. April 1945
im Keller meines Nachbarn. Den Hof konnten und durften
wir erst wieder betreten, nachdem die Amerikaner abgezogen
waren."
Dok.
Nr. 93 erzählt über die Einquartierung (70):
"Unser Vieh musste unser Nachbar Emmert versorgen,
denn wir mussten wieder in den Keller (beim Nachbarn
Weißkopf); denn in unserem Haus quartierten sich
die Amis ein. Dort mussten wir die Nacht vom 16. auf
den 17. April 1945 (von 19 Uhr bis 7 Uhr) verbringen."
In
dieser Nacht wurden die Dippoldsberger Bürger zum
ersten Male mit der von nun an in allen besetzten amerikanischen
Gebieten eingeführten "Ausgangssperre bei
Nacht" konfrontiert. Lautete sie noch im Herbst
für die Zeiten von 20 Uhr abends bis 6 Uhr morgens
und wurde erst im Laufe des Jahres 1946 abgebaut, so
galt sie für die erste Nacht nach der Besetzung
für Dippoldsberg von 19 Uhr bis 5 Uhr, oder bis
7 Uhr.
Wie
die erste Nacht nach der Besetzung verlief, hier einige
Stimmen.
Dok.
Nr. 87: "... 19 Uhr bis 5 Uhr. Wir durften nicht
in unser Anwesen, weil verwundete Amerikaner im Haus
behandelt wurden."
Dok.
Nr. 89: "Die Nacht über durfte man sich nicht
sehen lassen."
Dok.
Nr. 92: "... Wir wurden am Abend des 16. April
1945 in den Keller unseres Nachbarn Weißkopf geschickt
und durften diesen von abends 19 Uhr bis morgens 7 Uhr
nicht verlassen. Während der Nacht kam eine Kontrolle,
die sich versicherte, dass wir noch da seien."
Trotz
aller Widerwärtigkeiten in dieser Nacht, sie verlief
für die Bewohner Dippoldsbergs ohne Gefährdung
an Leib und Leben; denn auch hier benahmen sich die
US-Truppen den Umständen entsprechend der Zivilbevölkerung
gegenüber korrekt.
Als
nun der Morgen des 17. April 1945 anbrach, rückten
die US-Truppen, die am Vortage überwiegend über
Adelsdorf kommend Dippoldsberg erreicht hatten, in Richtung
Dürrnfarrnbach ab und somit konnten die Dippoldsberger
ihre Höfe wieder beziehen, was natürlich nicht
immer ohne Überraschung verlief So mussten m. E.
im Anwesen Haus-Nr. 24 US-Truppen, die aus Städtern
sich rekrutierten, übernachtet haben; denn sonst
könnte Dok. Nr. 93 nicht folgendes aussagen (71):
"Als wir dann am 17. April in der Frühe unser
Anwesen wieder erreichten, sah es im Hause wie in einem
Schlachthaus aus. Zum Abendbrot gab es bei den Amis
- so hatte es den Anschein - Hühner. Diese schienen
die Soldaten aber nicht, so wie wir, gebrüht und
dann gerupft zu haben, sondern vielmehr haben sie die
Hühner geschlachtet und dann wie Hasen abgezogen.
In
den Zimmern standen Geschirr, ein Eimer mit Fett und
ein Korb mit Eierschalen umher. Die von uns bereitgestellte
Verpflegung für die deutschen Soldaten hatten die
Amerikaner nicht angerührt. So konnten sich diese
Verpflegung die Ausgebombten aus Nürnberg unter
sich verteilen.
Die
Panzerfäuste und die Munition, sowie alle Waffen
holten die Amerikaner einige Tage nach der Besetzung
ab."
Der
Krieg war für die Bewohner der Gemeinde Dippoldsberg
am 17. April 1945 mit dem Abzug der amerikanischen Fronttruppen
vorbei. Die Not jedoch, die Angst um die Lieben an der
Front und um die weitere Zukunft saß weiterhin
jedem im Nacken.
Wie
wird es weitergehen?, das war die Frage, die erst die
Zukunft beantworten konnte.
Vorläufig
hatte jeder Tag für die Bevölkerung unserer
Gemeinde seine besonderen Mühen und Plagen. Wenn
es auch durch die Fremdarbeiter in der Folgezeit zu
keinen größeren Übergriffen kam; denn
diese zogen meistens auswärts, hauptsächlich
nach Langenzenn zum Plündern, wie Dok. Nr. 84 aussagt,
so war es doch für alle Bewohner der Gemeinde Dippoldsberg
eine bange Zeit, die nach der Besetzung anbrach.
Erst
der Herbst 1945 brachte eine einigermaßen den
Umständen entsprechende Konsolidierung der Lebensbedingungen.
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