Ergänzend
zum Wehrmachtsbericht wird gemeldet:
Wie bereits im Wehrmachtsbericht vom 8. April gemeldet,
zeichneten sich deutsche Jagdverbände bei der
Abwehr amerikanischer Terrorangriffe gegen den norddeutschen
Raum am 7. April durch hervorragenden Kampfgeist aus.
Die Jäger durchbrachen in erbitterten Luftkämpfen
die starke feindliche Jagdsperre und stürzten
sich ungeachtet des heftigen Abwehrfeuers, das ihnen
aus zahlreichen Bordwaffen entgegenschlug, in todesmutiger
Selbstaufopferung auf die viermotorigen Kampfflugzeuge.
Die amerikanischen Verbände erlitten, in den
auch für die deutschen Jäger opferreichen
Kämpfen, schwere Verluste. Über 60 viermotorige
Bomber wurden allein durch Rammstoß vernichtet.
Ein Teil der Jäger konnte sich durch Fallschirmabsprung
retten.", war sich jeder über die Härte
des Kampfes, aber auch darüber im Klaren, dass
es sich nur noch um wenige Tage handeln würde,
bis auch der Feind vor Kirchfarrnbach erscheint.
Zumal
am Dienstag, dem 10. April 1945 der Volkssturmmann
Peter Brunner (11 a), Bauer aus Dippoldsberg, um 7
Uhr - wegen der Luftgefahr - von Pfarrer König,
unter Anteilnahme der Bevölkerung, beerdigt wurde.
In den Bemerkungen des Beerdigungsbuches der Evang.-Luth.
Kirchengemeinde von Kirchfarrnbach auf Seite 77, laufende
Nummer 9 kann man darüber lesen (11 a): "Brunner
war das Opfer eines Fliegerangriffes in Neustadt a.
d. Aisch, wohin er als Volkssturmmann einberufen war.
Einsegnung mit Predigt über PS.39/8.0 (Vergl.
hierzu auch die Ausführungen dieser Dokumentation
im Band II, hier S. 5 und im Anhang dieses Bandes
die dort aufgeführte Nachricht des Standesamtes
der Stadt Neustadt a. d. Aisch - d. Verf.). Die Schwere
dieses Trauerfalles geht aus dem Einsegnungs- und
Predigttext hervor, war dieser nicht auch für
alle auf dem Friedhof von Kirchfarrnbach weilenden
Trauergäste gedacht, wenn er ihnen, in dieser
Zeit der Ungewissheit vor der Zukunft, verkündete:
"Nun, Herr, wes' soll ich mich trösten?
Ich hoffe auf dich."
Nachdem
von Uffenheim her schon das Grollen der Geschütze
zu hören war, galt es für diesen Tag und
für die Tage nach Beendigung des Kampfes zu sorgen.
Wer hätte
das gedacht, dass dieser Krieg solch ein Ende nehmen
würde? Wie viele Opfer wurden dem Vaterland in
diesem unseligen Kampfe vom deutschen Volke und somit
auch von der Bevölkerung unserer Gemeinde gebracht?
- und sie waren vergebens? die Gefallenen?? Nein,
man durfte in diesen letzten Kriegstagen nicht daran
denken, sonst hätte man verzweifeln müssen.
Gut, die Ereignisse der ersten Apriltage 1945 ließen
hierzu der Bevölkerung auch keine Zeit.
Jedoch,
was nun? Was wird die Zukunft bringen? Diese Fragen
standen bang in den Herzen aller Gemeindebürger.
Gutes allerdings - wenn man an die harte Kriegführung
der "Jabos", wie man die Jagdbomber der
US-Luftwaffe nannte, dachte - versprach die Zukunft
nicht! Das wussten oder ahnten sie alle. Und trotzdem,
der lange, harte, grausame Krieg hatte sie abgestumpft,
sehnte man sich nach dem Ende, dem Ende dieses Infernos.
Dies
nun, das ließ auf sich nicht warten. -
Die
letzten Kriegstage in der Gemeinde Kirchfarrnbach
In
der Zeit, als man das Grollen der Front von Ferne
vernahm, dachte man in der Gemeinde Kirchfarrnbach
daran für den "Ernstfall" zu sorgen.
Man dachte also an die Sicherung des Überlebens.
Hier lassen
die Berichte und Fragebogen erkennen, dass man vor
allem sich mit drei Arbeiten beschäftigte:
1. Schaffung
eines Schutzraumes
2. Vorsorge für das leibliche Wohl
3. Panzersperrenbau.
1. Schaffung eines Schutzraumes.
Nachdem
der Flugplatz der Luftwaffe Oberreichenbach ganz in
der Nähe der Gemeinde Kirchfarrnbach liegt, d.h.
an der Gemeindeflur angrenzt, war es schon zu Beginn
des Krieges notwendig, für den Luftschutz vorzusorgen.
Also wurden Keller, bzw. die eigenen Keller so eingerichtet,
dass sie ständig als Schutzraum zu benützen
waren. Diese Schutzräume befanden sich u.a. im
Keller des eigenen Hauses (11) oder "Kellerraum
unserer Scheune" (12), aber auch "im Keller
des Pfarrhauses" (13); natürlich blieb noch
eine andere Möglichkeit: ".., es hatte jedoch
jede Familie einen eigenen Bunker im Garten"
(14). Da die Berichte und Fragebögen auf diese
Art der Vorbereitung bzw. Sicherung des eigenen Überlebens
wenig eingehen, dürfen wir heute sicherlich annehmen,
dass Keller und Schutzräume sowie einige Bunkerbauten
in den letzten Tagen vor dem Durchmarsch der US-Truppen
durch unsere Gemeinde nicht wesentliche Zeit in Anspruch
nahmen; hierfür dürfte man m.E. schon im
Laufe des Krieges gesorgt haben. Anders liegen die
Dinge bei Thema
2. Vorsorge für das leibliche Wohl.
"Tage
vor dem 16. April 1945 hörte man in Kirchfarrnbach
schon das Schießen der Front. Wenn es auch noch
weit entfernt war, so trafen wir unsere Vorkehrungen.
So stellten wir Betten und Bekleidungssachen sicher."
(15) Wohin man diese Sachen in Sicherheit brachte,
darüber geben nicht alle Fragebögen Auskunft.
Hier deshalb nur einige Angaben.
Bettwäsche:
"auch in den Keller" (Dok. Nr. 132) "Versteckten
wir" (Dok. Nr. 120) "In Bündeln geschnürt"
(Dok. Nr. 123)
oder bei
Bekleidungsstücken:
"In Wäschekörben in den Keller"
(132)
"In Kisten an trockenen Platz vergraben"
(123);
deutlicher
werden die Aussagen der Fragebögen bei
Nahrungsmittel:
"Alles wurde im Keller aufbewahrt, für einen
Aufenthalt von ca. 3 Tagen" (Dok. Nr. 122).
"Kartoffeln vergraben im Wald" (Dok. Nr.
123.
"In Kisten im Garten vergraben" (Dok. Nr.
132).
Und was
man an Nahrungsmitteln sichergestellt hat, darüber
gewährt Dok. Nr, 129 einen kleinen Einblick,
wenn es aussagt: „Brot, Mehl, Eier, Fett usw.."
Da
man annehmen kann, dass dieses "Sicherstellen"
von Bekleidungsstücken, Bettwäsche und Nahrungsmitteln
im Geheimen vor sich ging, denn man war ja nicht daran
interessiert, dass ein Unbefugter Zutritt zu den Gegenständen
fand; so kann man sich vorstellen, welche Geschäftigkeit
in den Häusern unserer Gemeinde in den letzten
Nächten vor der Besetzung durch die US-Truppen
herrschte.
Mitten
in diese Hektik der heimlichen Arbeiten bekam die
Bevölkerung den Befehl eine Panzersperre zu bauen.
3. Panzersperrenbau
Wer den
Befehl hierzu erteilt hatte, ist heute nicht mit Sicherheit
festzustellen, denn die Fragebögen sagen unterschiedlich
aus.
So Dok. Nr. 132 "Die Partei NSDAP",
Dok. Nr. 123 "Der Bürgermeister",
Dok. Nr. 122 und 119 "Die Wehrmacht".
Sicherlich
jedoch darf man annehmen, dass die Organe der Partei
in Verbindung mit dem Volkssturm dem Bürgermeister
den Befehl erteilten in Kirchfarrnbach eine Panzersperre
errichten zu lassen. Und so begann dann der Volkssturm
(16) und, da er zum Großteil aus der Bevölkerung
bestand (17), die Bevölkerung den Bau einer Panzersperre.
Wo sollte sie nun liegen?