Über
das Geschehen des 16. April 1945 berichtet das Dok.
Nr. 128 (73): "16. April 1945. Die Amerikaner waren
in Meiersberg. Von dort schossen sie mit Granatwerfern
in den Wald. Später verwendeten sie Nebelgranaten.
Im Schutze des "Nebels" fuhr ein Spähwagen
der US-Army durch unsere Ortschaft. Das Feuer der US-Truppen
erwiderte ein Panzer unserer Armee (74). Jedoch erwischte
er die Amis nicht. Auf Widerstand gestoßen, warteten
die Amerikaner den Einbruch der Dunkelheit ab. Wir waren
in der Zwischenzeit in unserem Keller. Plötzlich
hörten wir, wie ein Auto in unseren Hof fuhr. Meine
Tochter blickte hinaus, kam zu uns in den Keller zurück
und berichtete, dass die Amerikaner mit Stahlhelm auf
dem Kopfe zu uns kämen. Sofort ging ich hinaus
und fragte einen US-Soldaten, was los sei. Er entgegnete
mir: 'Ich nix deutsch sprechen. Mein Kamerad' (der im
Hofe unseres Nachbarn inzwischen war) 'deutsch sprechen'.
Dieser fragte uns dann, ob noch deutsche Truppen in
unserer Ortschaft sich aufhielten. Wir erklärten
ihnen, dass diese schon gegen Abend abgezogen seien.
Die Haupttruppe wäre aber schon gestern Abend abgezogen."
Also
gegen Abend des 16. April 1945 erst nahmen die US-Truppen
Besitz von Dürrnfarrnbach. So wurden auch die Dürrnfarrnbacher
Bürger und Bürgerinnen der ersten US-Soldaten
erst um diese Zeit ansichtig. Nachdem die Ortschaft
vom Ortsführer Georg Kohler (inzwischen verstorben)
an die US-Truppen übergeben wurde, (vergl. Dok.
Nr. 129) verlief die "Besetzung" der Ortschaft
verhältnismäßig glimpflich.
So
fanden die Bewohner Dürrnfarrnbachs nach der Besetzung
ihrer Ortschaft durch die US-Army ihre Höfe und
Ställe fast genauso vor, wie sie sie in den Morgenstunden
verlassen hatten. Nur der Berichter Dok. Nr. 129 musste
feststellen: "... nur einige Sachen fehlten".
Allerdings Dok. Nr. 131 musste einen größeren
Schaden erkennen (75): "...Lediglich in der Scheune
war am Südgiebel ein Einschuss eines Panzers. Der
Einschuss kam von einem deutschen Panzer, der sich südöstlich
von der Ortschaft im Walde getarnt hatte. Die Granate
krepierte an der Mauer und riss fünf bis sechs
Quadersteine heraus."
Am
Abend des 16. April 1945 übernachtete ein Großteil
der Bewohner Dürrnfarrnbachs wieder in ihren Höfen.
Die meisten von ihnen wurden erst am nächsten Tage,
am Dienstag, den 17. April 1945 der ersten US-Soldaten
ansichtig, als sie in großer Zahl durch Dürrnfarrnbach
gegen Kirchfarrnbach und weiter zogen.
Wollen
wir mit einem letzten Zitat Dürrnfarrnbach verlassen
und über die Zeit nach der Besetzung im Gebiete
der Gemeinde Kirchfarrnbach berichten. Dok. Nr. 131
meint (76): "Am 17. 4. 1945 fuhren durch Dürrnfarrnbach
etwa 1000 Panzer und andere Fahrzeuge. Hier sah ich
auch die ersten amerikanischen Soldaten." --
Die Tage nach der Besetzung durch den Feind
in der
Gemeinde Kirchfarrnbach.
Das
Geschehen danach ist gleich erzählt.
Am Dienstag, den 17. April 1945 rückte die US-Army
auf. Eine große Zahl an Kraft- und Kettenfahrzeugen
durchfuhren unsere Gemeinde oder lagerten in unmittelbarer
Nähe des Ortes für eine mehr oder weniger
lange Zeit. Dok. Nr. 124 erzählt davon (77): "Tags
darauf (17. 4. 1945) mot. Artillerie (US-Army) lagert
auf dem ganzen Gelände östlich vom Dorf bis
zu den Weihern hinunter, die an der Straße nach
Keidenzell liegen. Man konnte sehen, wie die US-Soldaten
Handgranaten in Mühlschutz (Bach) warfen und die
Wasser hochwirbelten. Als am Abend die Einheiten abzogen,
nahmen sie den Müller Tyrach in die Gefangenschaft
mit, da ein Gewehr in seinem Anwesen gefunden wurde."
Die
Bevölkerung musste in den Tagen nach dem 16. April
1945 die Panzersperre beseitigen (Dok. Nr. 123, 1209
119). Nachdem dies geschehen war, ging man daran, die
deutschen Panzer, die gefechtsunfähig die Straße
nach Keidenzell sperrten, mit Winden, die die US-Army
zur Verfügung stellte, von der Straße zu
räumen. (78) Dass natürlich auch die von unseren
Truppen am 16.April 1945 gelegten Minen geräumt
wurden, war zwar gefährlich, aber selbstverständlich.
(78)
Man
lebte in den Tagen des April 1945 von der Improvisation.
Allmählich begann das Leben sich zu normalisieren.
Des Nachts jedoch durften die Bürger oder Bürgerinnen
ihre Behausung nicht verlassen, denn die Besatzungsmacht
verhängte - wie überall im besetzten Gebiet
- auch in Kirchfarrnbach eine nächtliche Ausgangssperre
für alle Zivilpersonen. So berichtet Dok. Nr. 132
(79): "Es durfte niemand während der Nacht
hinaus in den ersten Tagen, später wurde dies aufgehoben."
Nun
ja, zuerst dauerte die Ausgangssperre von "19 Uhr
bis 7 Uhr" (79), dann von "20 Uhr bis 6 Uhr“
(79) oder von 22 Uhr bis 5 Uhr, um dann 1946 gänzlich
aufgehoben zu werden.
Aber
noch eine Beschwernis musste die Bevölkerung unserer
Gemeinde auf sich nehmen. Dok. Nr. 120 erzählt
darüber (80): "8 Tage durften wir uns nicht
vom Dorf entfernen." Dies war schwer, zumal man
sich ja gerne nach seiner Freundschaft in den anderen
Dörfern erkundigt hätte.
Trotz
dieser rigorosen Maßnahmen der US-Truppen muss
man feststellen, dass kein Gemeindeglied hierbei zu
Schaden kam (Vergl. hierzu Dok. Nr. 118, 119, 122, 125,
132, 133 und 123).
Wenn
es auch eine schwere Zeit war, die es jetzt zu überleben
galt, so darf man sagen, dass die in unserer Gemeinde
lebenden Fremdarbeiter sich durchwegs diszipliniert
verhielten, sonst könnten die Dokumente nicht erzählen:
"Serben;
verhielten sich ruhig." (Dok. Nr. 118) "Sie
verhielten sich nicht deutschfeindlich." (Dok.
Nr. 119) "Normal." (Dok. Nr. 122) "Es
waren Polen und Serben. Sie verhielten sich gut."
(Dok.Nr.123) "Die Gefangenen aus Serbien verhielten
sich ruhig." (Dok. Nr. 125) "Mussten fort."
(Dok. Nr. 132) "Polen und Serben zeigten sehr gutes
Verhalten." (Dok. Nr. 133)
Dass
dies in anderen Orten nicht immer so war, das kann der
Verfasser aus eigenem Erleben vermerken.
Genauer
über das Verhalten der Fremdarbeiter berichten
die Dok. Nr. 129 und 131 (81): "Zu uns waren sie
anständig. Später, nach der Besetzung gingen
sie nach Hause." (Dok. Nr. 129). "Sie versammelten
sich hauptsächlich in Großhabersdorf. Ich
hatte auch einen Russen und einen Polen. Diese gingen
früh nach dem Füttern fort und, abends kamen
sie wieder. Geschlafen haben sie noch in meinem Haus;
auch das Vieh fütterten sie noch zu den Mahlzeiten."
(Dok. Nr. 131).
Wir
sind aber den Ereignissen doch etwas zu weit vorausgeeilt.
Verweilen wir doch noch etwas bei den Ereignissen in
der Woche nach dem 16. April 1945.
Zwei Dinge waren es, die neben der Beseitigung der Panzersperre,
der Panzer an der Straße nach Keidenzell und der
dort befindlichen Minen, den Aufräumungsarbeiten
an den beschädigten oder zerstörten Häusern
und Scheunen einer Lösung harrten und das waren
1.)
Die Pflege der beiden verwundeten Gemeindebürger,
nämlich des Jungen Paul Ruf und der Lehrersfrau
Marie Westernacher und
2.)
die Beerdigung der Toten unter der Zivilbevölkerung
der Kirchengemeinde: Herr Georg und Frau Barbara (genannt
Babette) Kohler aus Kreben, der Margarete Löslein
aus Oberndorf, der Magdalena Löw und Katharina
Ruf aus Kirchfarrnbach, sowie der Gefallenen deutschen
Soldaten: Leonhard Richter (Gefreiter der Wehrmacht),
des Otto Knobloch (Oberfeldwebel der Wehrmacht) und
des Willy Gampf (Grenadier der Wehrmacht), die in den
Kämpfen um Kreben und Kirchfarrnbach gefallen waren.
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