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Die
Kriegsjahre 1939 bis 1945
Niemand,
das kann man wohl sagen, unter der Bevölkerung
der Gemeinde Katterbach war vom Ausbruch des Zweiten
Weltkrieges begeistert. Jedoch von Überraschung
über dessen Ausbruch konnte für den politisch
Engagierten nicht die Rede gewesen sein, denn allzu
deutlich und durchsichtig waren die Propagandaartikel
in den letzten Sommermonaten 1939 in der gelenkten Presse
und die Kommentare im „Reichsrundfunk".
Man
nahm das Ereignis des Krieges mit all seinen Sorgen
und Nöten, seinen Ängsten und Problemen hin,
man fügte sich in der Gemeinde Katterbach in das
Schicksal, das nun mal dem gesamten deutschen Volke
auferlegt worden war. Freilich, hart waren die Wochen,
in denen Bäuerinnen, Kinder und Greise die Ernte
ohne größere Hilfe einbringen mußten.
Stand doch die Einbringung der Kartoffeln und der Rüben
im Herbst 1939 noch aus, als der Krieg begann. Jedoch
auch dies wurde in großer Disziplin und unter
Einsatz aller zur Verfügung stehender Kräfte
gemeistert.
Auch daran, daß man in Neukatterbach bei Bürgermeister
Lober monatlich die Lebensmittelkarten abholen mußte,
daß überraschend von Bürgermeister Lober
eine Viehzählung - zur Überprüfung des
Bestandes - angesetzt und durchgeführt wurde, hatte
man sich rasch gewöhnt und daß sich, je mehr
unsere Truppen in Europa Erfolge erzielten, mehr und
mehr Fremdarbeiter auf den Höfen einfanden, um
Hilfsdienste zu leisten. Daran aber, daß viele
Väter, Söhne, Brüder und Bräutigame
in fernen Ländern als Soldaten des Reiches ihren
harten Dienst verrichteten, daran konnte man sich nicht
gewöhnen.
Hier
wurde das Sprichwort: „Zeit heilt Wunden"
Lügen gestraft. Nun, es war Krieg und dieser Krieg
forderte von allen Entbehrungen. Was waren dagegen die
vielen Sammlungen, die die Verbände der NSDAP durchführten
für das WHW (Winterhilfswerk), für die NSV
(Nationalsozialistische Volkswohlfahrt) oder für
den „Eintopfsonntag", dem „Opferring"
oder dem DVA (Deutsches Volkstum im Ausland), wenn sie
auch mitunter bei dem einen oder anderen Ärger
hervorriefen bzw. in einem Falle es zu Handgreiflichkeiten
kommen ließen.
Wenn
auch an vielen fernen Fronten deutsche Soldaten ihr
Leben für ihr Vaterland einsetzten, so konnten
sie nicht verhindern, daß mit der Länge des
Krieges auch die Heimat vom Krieg nicht verschont blieb.
Die vielen Fliegeralarme und Luftangriffe, im wesentlichen
der Royal Airforces und später auch der US Luftwaffe,
ließen auch die Heimat, je tiefer man in die vierziger
Jahre hineingeriet, zum Kriegsgebiet werden.
Dies
bedeutete auch für die Bürger der Gemeinde
Katterbach: Ausbau von Luftschutzräumen, aber vielmehr
noch: viele Stunden gestörter Nachtruhe und auch
Momente der Angst.
Dok.
Nr. 111 erzählt über diese Tage (1): „Während
des Krieges wurden wir häufig durch Fliegeralarm
gestört, besonders in den letzten Tagen. Das könnte
darauf zurückzuführen sein, daß ein
Flugplatz von Großhabersdorf über Seubersdorf,
Oberreichenbach bis an die Grenzen von Kirchfarrnbach
reichte. Es wurden Flugschüler ausgebildet und
daher war der Flugplatz ständig von deutschen Soldaten
besetzt (2). Der Fliegeralarm wurde durch eine Sirene
vom Flugplatz ausgelöst. Durch rechtzeitiges Auslösen
konnten sich alle Bürger in Sicherheit bringen.
Von einem gewissen Alter an, (genau weiß ich es
nicht mehr, war erst 11 Jahre alt) hatte jeder Bürger
eine Gasmaske (3). Mein Vater war als Soldat in Rußland,
meine Mutter und meine Großmutter, die diese Schreckenstage
miterlebt haben, sind nicht mehr am Leben. Im Wald,
der sich hinter Kreben entlangzieht, waren am Ortseingang
und am Ortsausgang jeweils ein Bunker. Bürger aus
Kreben hatten ein Loch ausgehoben, ca. 20 qm und 2m
tief, legten darüber starke Hölzer und bedeckten
es wieder mit Erde. Ein schmaler Gang diente als Ein-
und Ausgang. Im Inneren des Bunkers war nur eine spärliche
Holzbank, die Sitzgelegenheit bot. Der Bunker wurde
meist von älteren Leuten aufgesucht, die jungen
hielten sich am Waldrand auf und beobachteten, wie die
Flieger die Stadt Nürnberg und die Stadt Fürth
angriffen."
In
der gesamten Gemeinde, so kann man heute sagen, wurden
in den Tagen des beginnenden Luftkrieges Luftschutzmaßnahmen
ergriffen. Bald war es ein Bunker, bald der eigene Hauskeller
notdürftig abgestützt - bald aber auch ein
Felsenkeller, der sich als Luftschutzraum anbot und
in den fraglichen Stunden von der Bevölkerung aufgesucht
wurde.
Nun,
der Luftkrieg ließ sich in den kleinen Ortschaften,
die ja weit entfernt von Ballungsräumen waren,
leichter überleben und war deshalb nicht eine so
große Belastung für die Bevölkerung
wie dies zum Beispiel in Nürnberg oder Fürth,
Erlangen, Schwabach und Ansbach war. Trotzdem, er zehrte
an den Nerven.
Als
dann 1944 im Oktober der deutsche Volkssturm gebildet
wurde und auch Männer unserer Gemeinde in ihm Dienst
taten und die Feinde Ende 1944 an des Reiches Grenze
standen, da war es soweit, daß nur noch ein Wunder
Deutschland vor dem Untergang retten konnte, denn die
in der NS-Presse veröffentlichten Deutschlandpläne
der Alliierten waren nicht dazu angetan, leichten Herzens
zu kapitulieren und sich somit der Gnade oder Ungnade
der Feinde auszuliefern.
Die
Zeit war ernst, die Versorgung schlecht, obwohl unsere
Landbevölkerung als „Selbstversorger"
nicht so unter dem Hunger zu leiden hatte wie die Stadtbevölkerung.
Trotzdem, es mangelte an vielem, dazu kam noch die Sorge
um die Lieben an den Fronten im Norden, Süden,
Westen und Osten des Reiches.
Als
dann am 10. April 1945 die Westfront bei der 1. deutschen
Armee wie folgt verlief: „Pricksenstadt (Prichsenstadt
der Verf.) - Uffenheim - Niederstetten - Ingelfingen
- Kocher, mit dem rechten Flügel im allgemeinen
am Westrand des Steigerwaldes", der Wehrmachtsbericht
vom 11. April 1945 (5): „Bei Schweinfurt hielten
unsere Truppen dem starken Druck weiterhin stand. Auch
östlich Würzburg und nördlich Uffenheim
blieb dem Gegner größerer Bodengewinn versagt"
verkündete, und man von Ferne schon das Grollen
der Front vernahm, wurde es jedem Bewohner klar, daß
die Tage dieses Krieges gezählt waren und man sich
am besten darauf einrichte eine evtl. Besetzung durch
den Feind zu überstehen. Daß dieser 1939
so leichtfertig begonnene Krieg einmal so enden würde,
hatte wohl niemand in unserer Gemeinde gedacht.
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