Bilanz
des 16. April für die Gemeinde Katterbach
Für die gesamte Gemeinde Altkatterbach, über
die am 16. April 1945 die US Truppen, ebenso wie in
Wilhermsdorf, Meiersberg, Dippoldsberg, Adelsdorf und
Markt Erlbach, auch die nächtliche Ausgangssperre
verhängt wurde, die dann später für den
bayerischen Raum einheitlich geregelt werden sollte,
war dieser 16. April 1945 ein schicksalsschwerer Tag,
der neben der materiellen Verluste auch noch Tote und
Verletzte zu beklagen hatte.
Gar
mancher Bürger und manche Bürgerin werden
in dieser Nacht kein Auge zugetan haben und Bilanz gemacht
haben über diesen schrecklichen Krieg, der 1939
mit den deutschen Angriffen auf Polen am 1. September
begann.
Für
die Gemeinde Katterbach hatte die Bilanz ein negatives
Ergebnis. Es lautete:
Für
den 16. April 1945
Ein
Opfer der Kämpfe wurden
Georg Kohler und Babette Kohler in Kreben, gefallen
Margarete Löslein in Oberndorf, gefallen.
Und
an Sachschäden?
In
Kreben die Scheunen von Karl Raab, Hans Billing und
Andreas Hunger total zerstört. In Oberndorf die
Scheune des Georg Zogel total zerstört. Hinzu kamen
die mehr oder geringeren Beschädigungen an verschiedenen
Häusern und Stallungen in Kreben und Oberndorf.
Es
war keine gute Bilanz, die die Bürger und Bürgerinnen
der Gemeinde Altkatterbach in dieser Nacht zogen, überhaupt
dann, wenn man noch die Gefallenen dieses schrecklichen
Krieges hinzuzog.
So
fielen im Zweiten Weltkrieg:
Aus AItkatterbach
Pfeiffer Fritz (Friedrich)
Pfeiffer Georg
Eberlein Hans
Wening Konrad
Stradtner Georg, Haus-Nr. 4
Stradtner Georg, Haus-Nr. 6
Stäudtner Fritz
aus
Kreben
Spatze Peter
Hunger Andreas
Gruber Ludwig
Birkmann Fritz
Treiber Georg
Löslein Georg
Löslein Konrad
und
aus Oberndorf
Zogel Georg
Müller Fritz
Löslein Hans
Krehn Georg
Welch
schreckliche Bilanz mußten die Bürger und
Bürgerinnen der Gemeinde Katterbach an diesem Abend,
in dieser Nacht ziehen und wieviel mal werden sie sich
gefragt haben, warum, warum?
Trotz
aller Sorgen und Not, das Leben ging weiter, geht weiter,
es bleibt nicht stehen, so auch bei uns in der Gemeinde
Katterbach.
Als der nächste Tag anbrach, packte man an, um
die Schäden des gestrigen Tages zu beseitigen.
Die zerstörten Scheunen mußten geräumt,
die Wohnhäuser in Ordnung gebracht und die Toten
begraben werden. Letzteres geschah auf dem Ortsfriedhof
der Gemeinde Kirchfarrnbach. Hier begrub man ebenfalls
die in Kreben und Kirchfarrnbach gefallenen deutschen
Soldaten.
Material
für den Wiederaufbau der zerstörten Gebäude
gab es noch keines. Später holte man sich Backsteine
und vieles mehr aus den Bunkern des Oberreichenbacher
Flugplatzes. Wenigstens etwas! So zog nach und nach
das geordnete Leben in unserer Gemeinde wieder ein.
Im Herbst 1945 hatte sich das Leben soweit konsolidiert,
daß es von nun an aufwärts ging und man wieder
etwas hoffen konnte. Auch die Ausgangssperre, die in
den ersten Tagen nach der Besetzung oder Einnahme noch
eine größere Zeit in Anspruch nahm, wurde
von 22 Uhr bis 6 Uhr früh und dann von 23 Uhr bis
auf 5 Uhr früh verkürzt.
Inzwischen
kehrten auch viele Männer aus der Gefangenschaft
heim und mit der Währungsreform im Juni 1948 begann
dann auch in unserer Gemeinde der endgültige Wiederaufbau.
Gehen
wir noch einmal zurück zu den Tagen nach der Besetzung.
Sie waren für die Bewohner unserer Gemeinde unruhige
Tage. Nicht die Kriegsgefangenen (44) waren es, die
für Unruhe sorgten, vielmehr fürchtete man
und das nicht zu Unrecht, die Übergriffe, im wesentlichen
Plünderungen, der Fremdarbeiter, Polen und Russen
(45). So z. B. kam es zu Plünderungen in Kreben.
Dok. Nr. 101: „Sie plünderten und raubten
uns aus.“
Oft
schickten Gemeindebürger die plündernden Fremdarbeiter
zu einem anderen Hof. Hier wurden Privatfehden auf diese
Weise ausgetragen (45).
Auch
das ging vorüber und als dann 1946 die ersten bayerischen
freien und geheimen Kommunalwahlen stattfanden und mit
ihnen der demokratische Aufbau Bayerns begann, wurde
Herr Konrad Enßner aus Altkatterbach zum neuen
Bürgermeister gewählt.
Heute,
im Jahre 1974, sieht man nichts mehr von dem Geschehen
des 16. April 1945 in den Ortschaften, jedoch in den
Herzen und im Gedächtnis derer, die diese Tage
miterlebt haben, leben diese Tage noch in der Erinnerung
fort, als Mahnung und Aufgabe zugleich! Aber der Schmerz
um die gefallenen Lieben, der ist auch in Altkatterbach
geblieben, waren es doch so viele, die in diesem schrecklichen
Krieg blieben!
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