Konfirmation! Kirchweih!
von Dethardt Lauter
   
         
   

Am Sonntag vor der Konfirmation war einer alten Sitte gemäß Vorführung der Konfirmanden im Pfarrhaus. Dazu kamen die Mütter aller Konfirmanden in ihrem Sonntagsstaat zu Kaffee und Kuchen ins Pfarrhaus und führten ihre Sprösslinge vor. Die Kinder spielten im Garten und die Mütter saßen an der großen Kaffeetafel und vertilgten Berge von allen Sorten Kuchen zu unzähligen Tassen Kaffee. Dabei hatten sie noch unter ihrer großen seidenen Schürze eine mächtige Tasche, in die sie, möglichst unbeobachtet, von jeder Sorte ein paar Stücke verschwinden ließen. Mutter wusste das wohl und hatte schon damit gerechnet. Es wurde eine unvorstellbare Menge Kuchen verzehrt und gehamstert. In allen Zimmern außer in dem großen Esszimmer standen auf Tische, Kommoden, Betten und Stühlen die Kuchenbleche herum, die Mutter und Mägde Tag und Nacht vorher gebacken hatten. Natürlich bekamen auch die Kinder ihr Teil ab. Frau Pfarrer musste immer herum gehen und anbieten und Kaffee einschenken. Die Frauen wollten von Frau Pfarrer selbst bedient sein, sonst fühlten sie sich nicht geehrt genug.

Wenn sie kamen brachte jede das übliche Geschenk mit. Eine Schüssel Butter, ein Schock Eier, geräucherte Würste, Speck und was nicht alles mehr, je nach Größe des Bauernhofes. Sie passten genau auf, was jede gebracht hatte, keine wollte hinter der anderen zurückstehen. Dafür fühlten sie sich auch berechtigt, soviel Kuchen und Kaffee als möglich zu vertilgen, denn sie hatten gewissermaßen vorher bezahlt. Standen sie dann von der langen Kaffeetafel auf, um sich zu verabschieden, so hatten sie alle merkwürdig dicke Bäuche, aber nicht nur von dem vielen Kaffeetrinken und Kuchenessen, nein, hauptsächlich von den gefüllten Taschen unter den Schürzen.

Wir aber hatten so viel Butter, Schmalz, Eier und Würste, dass stets ein paar Tage danach ein Wagen in dei Stadt fuhr, um alle den Segen beim Onkel Konditor unterzubringen.

Ganz ähnlich ging es bei der Kirchweih zu. Dazu wurden auf allen Höfen die sogenannten Kirchweihkückle gebacken. Dies waren etwa wie Handteller große Kuchen, die in schwimmendem Schmalz gebacken, hoch aufgingen, innen hohl waren und mit Zucker bestreut herrlich schmeckten. Jede Bäuerin setzte es sich zur Ehre, eine Anzahl davon ins Pfarrhaus zu schicken. Wir bekamen oft zwölf Waschkörbe voll und mehr. Acht bis vierzehn Tage lang aßen wir nur Kirchweihküchle in jeder Form. Mutter wusste alle möglichen Gerichte daraus zu machen. Meist Puddingarten, die mit eingemachtem Obst herrlich schmeckten. Uns Kindern war dies gerade recht, wir konnten unheimliche Mengen davon vertilgen. Es wurde auch gar nicht gebremst, denn schließlich mussten die Kirchweihküchle verzehrt werden, bevor sie zu alt und steinhart wurden.

   
         
         
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