Die Bratpfanne!
von Dethardt Lauter
   
         
   

Vater sorgte sehr für seine Kranken und Armen, das hätten auch seine Feinde anerkennen müssen. Ich weiß zwar nicht, ob er welche hatte, wir aber hatten welche, zwar auch keine gefährlichen, aber immerhin gab es da Leute, die uns gern ausgiebig für einen unserer Streiche heimgezahlt hätten. Wir passten gut auf und ließen uns nicht so leicht hineinlegen. Einmal aber erntete ich doch eine gehörige Abreibung und das kam so:

Ich hatte einen gleichaltrigen Widersacher, dem ich eine Tracht Prügel schuldig war, weil er mich verpetzt hatte. Seine Mutter war eine gefährliche Frau, die in ihrem Zorn kleine Grenzen hatte und uns auch nicht grün war. Sie hatte einen Zwetschgenbaum, der seine Zweige allzu weit über den Zaun ihres Gartens hing und dies war der Grund ihres Zornes auf uns.

An einem Sonntagabend schickte der Vater Helene und mich zu einem Kranken mit einem Körbchen milder Gaben. Dieser wohnte besagter Frau und dem Zwetschgenbaum gerade gegenüber. Während nun Helene zu dem Kranken hinauf ging, unterhielt ich mich mit den überhängenden Zweigen des Zwetschgenbaumes. Da kam der Junge der Frau an und fiel über mich her. Nicht lange so hatte ich ihn unter und drückte ihn in den Straßengraben, wo ich ihn ordentlich verprügelte. Er brüllte gewaltig und so kam ihm unerwartete Hilfe. Plötzlich bekam ich gewaltige Schläge auf Kopf und Rücken. Die Mutter des Jungen war direkt vom Herd herzugelaufen und benützte dieses etwas ungewöhnliche Instrument, die Bratpfanne zu meiner Züchtigung. Dies war mir doch etwas zuviel. Ungewöhnliche Situationen erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. Ich lag am Boden, sie hielt mich fest und schlug unentwegt auf mich los. So blieben mir nur ihre Beine als Angriffsfläche. Ich kratzte und biss sie gehörig in die Waden, so dass sie aufschrie und mich los ließ, worauf ich den Kampfplatz räumte. Am andern Tag kam sie mit dick eingebundenem Bein zu Vater Klage zu führen. Angesichts der blauen Beulen, die mir die heiße Bratpfanne hinterlassen hatte, fiel jedoch Vaters Urteil zu meinen Gunsten aus. Vater meinte, eine Bratpfanne wäre doch kein Rohrstock und sie wäre noch sehr glimpflich dabei weggekommen. Außerdem waren die Zwetschgen, die über den Zaun auf die Straße hingen Gemeingut nach dem Gesetz, sie hätte also kein Recht gehabt dafür über mich herzufallen. So zog sie brummend wieder ab.

   
         
         
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