Geehrter Herr Pfarrer!
Habe Ihren lang
ersehnten Brief, der mir auf der Weihnachtskarte prophezeit
wurde, heute den 16. erhalten. Was ich aus dem Brief bemerke,
hat er nicht mehr eintreffen können durch mancherlei
Hindernisse. Das eine wird durch Gottes Hilfe wieder gereicht
sein, und geehrter Herr Pfarrer wird wieder bei bester Gesundheit
sein.
Herrn Däumler
habe ich leider noch nicht getroffen, denn ich weiß
erst seit geehrten Herr Pfarrer seinen Brief, daß er
auch bei meinem Regiment ist. Ich werde ihn aber, wenn es
die Zeit zuläßt, aufsuchen. Was ich aus dem Brief
ersehe, ist geehrtem Herrn Pfarrer unser Regiment bekannt.
Und es war oft jammervoll. Es hat den Namen Sturm-Regiment
nicht umsonst. Und ich kann Gott dem Allmächtigen nicht
dankbar genug sein, da ich keinen Tag von den stürmischen
Stellungen befreit war, und mir der Tod schon oft vor Augen
stand.
Wer nur den lieben
Gott läßt walten
und hoffet auf ihn allezeit
den wird er wunderlich erhalten usw.
Wer Gott dem Allerhöchsten traut,
hat auf keinen Sand gebaut.
Geehrter Herr Pfarrer,
leider hat es nicht mehr sein können, daß ich den
Brief auf demselben Kriegsschauplatz fertigen habe können,
denn wir sind wieder an der schauerlichen Westfront und haben
wieder Schweres vor uns. Mit Gottes Hilfe wird es auch wieder
in die Vergangenheit verfließen, wie es an 15., 16.
und 17. Mai verflossen ist.
Ist Gott mit uns,
wer mag wider uns sein.
Bin Gott sei Dank bis jetzt noch gesund, was bei hochwürdiger
Familie Dietzfelbinger auch der Fall sein wird.
Es grüßt
Sieber Georg