30. Juni 1917 Feldpostbrief von Konrad Löslein
 
 
 
 
 
 
 
 
     
 
         
   

Gronard den 30. Juni 17

Geehrter Herr Pfarrer!

Teile Ihnen mit, daß ich Ihnen Ihren Brief mit Freuden aber auch mit tiefgebeugtem Herzen erhalten habe, es ist nämlich schwer wenn man Vater und Bruder verliert ohne ein Wort mit ihnen zu sprechen. Ich will nur schauen, was über mich noch alles geht und noch auf mich wartet, bis endlich der schon längst ersehnte Friede kommt.

Was wird meine liebe Frau jetzt zum Durchmachen haben in dieser notwendigen Zeit, wo ich halt meinen Vater noch so notwendig brauchen könnte. Doch wollen wir uns auf Gott verlassen, der Mensch denkt und Gott lenkt; es heißt ja das alte Sprichwort: Wenn die Not am größten ist Gottes Hilf am nächsten. Er hat auch gesagt: Ich will euch nicht verlassen noch verhöhnen. Mit diesem Entschluß muß ich mich trösten in dieser schweren Zeit.

Schauen will ich wie lang es noch gehen kann. Ich glaub nicht mehr lang, auch haben sie von dem Ersatz, wo sie mir mitteilten, keinen Mann herausgebracht, das ist ein Jammer.

Will auch kurz Ihnen Ihre Bitte erfüllen und Ihnen mitteilen wo wir sind. Unsere Stellung heißt Siegfriedstellung, es ist an dem Dorf Zscheret etwa 20 Kilometer von Laon entfernt. Wir sind auch einige Tage im Etappengebiet in Ruhe gewesen, kommen morgen den 2. Juli wieder vor. Gott wird uns auch diesmal beschützen, daß wir unversehrt wieder zurückkommen.

Es grüßt Sie nebst Ihrer Familie
so Gott will ein Wiedersehn
Ihr ergebener Löslein

   
         
 
     
 
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